Rezension

Rundum gelungener Krimi

Pferdefuß - Jürgen Seibold

Pferdefuß
von Jürgen Seibold

Bewertet mit 4.5 Sternen

~~Eike Hansen, das Nordlicht, ist inzwischen angekommen in seiner neuen Heimat Allgäu. Das Verhältnis zu den Kollegen hat sich entspannt, er hat Beziehungen geknüpft und eine Frau fürs Leben gefunden. Sein vierter Fall beginnt verhalten: auf einem Campingplatz beobachtet das Platzfaktotum, ein liebenswerter Zausel mit seniler Bettflucht, wie einer der Gäste bewusstlos oder tot aus dem Bungalow zu einem Auto geschleift wurde. Aber niemand scheint diese kuriose Beobachtung so recht zu glauben. Bis in einer abgebrannten Scheune ein halb verkohlter Leichnam gefunden wird, dass es kein Unglück war, stellt die Forensik sehr schnell fest, zu auffällig wurden da Spuren gelegt und andere verwischt. Die Ermittlungen führen Eike dieses Mal sogar zurück in seine alte Heimat, denn der Tote stammt aus Niedersachsen.
Die Figur des Eike Hansen ist ein Glücksfall für den Allgäuer Krimi, er sieht gewissermaßen von außen auf das Land, seine Bewohner und deren Eigenheiten. Dieser Blickwinkel ist auch für den Leser sehr spannend. Dazu kommt eine genaue und liebevolle Zeichnung der Personen, bis hin zu den Randfiguren der Geschichte. Die Dialekteinsprengsel sind ebenfalls wohldosiert, geben dem Buch die genau richtige Dosis von Lokalkolorit ohne darin zu versinken, die Handlung damit zu überfrachten oder die Spannung zu schmälern. Auch wenn immer mal wieder der Humor durchblitzt, es ist ein sehr spannender Krimi, der die Ermittler tief in ungeklärte Vermisstenfälle eintauchen lässt. Dabei bleibt es auch für den Leser lange Zeit ein Puzzle, bis er zusammen mit Hansen Stück für Stück dem Geheimnis des Toten auf die Spur kommt. Für Leser, die zum ersten Mal einen Krimi um Kommissar Hansen in der Hand halten, ist der Einstieg mühelos, man braucht keine Vorkenntnis der früheren Bücher, vielleicht wird man aber Spaß bekommen, weitere Ermittlungen mit Hansen und seinem Team anzustellen.
Es gibt nur einen Kritikpunkt, den ich anführen möchte: aus dramaturgischen Gründen fasst der Kommissar Hansen gegen Ende des Buchs die Tagebucheinträge des Täters in einer Art Protokoll zusammen. Ich fand das nicht so gut, es wirkte auf mich, als sollte der Leser noch einmal alles in Kurzform präsentiert bekommen, falls er was nicht verstanden hat. Das ist ein Stilmittel, das ich nicht so gern mag,
Alle eingefleischten Katzenfans werden sich jedenfalls freuen, dass Ignaz so vital und eigen ist, wie eh und je.
Das Titelbild und die Ausstattung sind ansprechend und runden den gelungenen Gesamteindruck noch ab.
Eine echte Empfehlung für Leser, die gute Regionalkrimis schätzen.