Rezension

Schatten der Vergangenheit

Lange Schatten über der Côte d'Azur -

Lange Schatten über der Côte d'Azur
von Christine Cazon

Bewertet mit 2 Sternen

Im jüdischen Teil des historischen und landschaftlich wunderschön angelegten Friedhofs Le Grand Jas wird die Leiche eines unbekannten jungen Mannes gefunden. Erst nach Veröffentlichung seines Fotos gelingt es Kommissar Duval und seine Kollegen Simon Wolff zu identifizieren. Simon Wolff betreute in Cannes seinen jüdischen Großvater Jakob Silberstern.

Welches Motiv hatte der Mörder oder die Mörderin, Rache, Gier, Antisemitismus?

 

Die Staatsanwaltschaft sieht den Mord keinesfalls als antisemitische Gewalttat. Kommissar Duval ist anderer Ansicht, schafft sich damit einige Probleme und das obwohl zu Hause auch kein ruhiges und entspannendes Heim ist. Die kleine Julie hält ihre Eltern mit ihren kommenden Zähnchen auf Trapp.

 

 

Schnell wird dem Leser klar, dass „Lange Schatten über der Côte D’Azur“ nichts mit Sonne und Schatten zu tun hat. Diese „Lange Schatten“ sind wohl die Schatten der Vergangenheit. Das war mir am Anfang nicht klar und somit erwartete ich einen mediterranen Krimi, weshalb mich das Buch ziemlich enttäuscht zurücklässt.

 

Für mich war das kein richtiger Krimi. Es entwickelte sich kein Spannungsbogen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Duval von seiner Partnerin, aus einen mir nicht bekannten Grund, in eine Geschichtsaufarbeitung gedrängt wurde, die weder er noch ich als Leser in diesem Maße wollten.

Der geschichtliche Exkurs, der nicht zur Lösung des Falls beitrug, war einerseits zu oberflächlich, um die wirkliche Stimmung und Situation in der damaligen Zeit wiederzugeben. Andererseits war er zu ausführlich, um neben der Krimihandlung zu stehen. Er hat sie immer wieder verdrängt. Die Dialoge zwischen Duval und Annie waren unnötig aggressiv. Duval wusste nichts von den unrühmlichen Festnahmen durch französische Polizisten, es interessierte ihn auch nicht sonderlich, worüber Annie sich immer wieder aufregte.

 

Der geschichtliche Hintergrund war nur emotional wichtig, um die Figur des Jakob Silberstern zu verstehen, sowie die Ursache der Erpressung nachzuvollziehen. Dafür nahm er aber viel zu viel Platz in diesem Buch ein.

 

Die Lösung des Falles folgt nach dem zweiten Mord etwas abrupt und überraschend, aber nachvollziehbar und stimmig.

 

Im Grunde finde ich es schon wichtig, dass über die Zeit und über die Judenverfolgung durch französischer Polizisten geschrieben wird, aber bitte nicht in Rahmen eines Krimis, der auch noch als "Mediterranes Lesevergnügen mit Nervenkitzel" beworben wird.