Rezension

Unbekannte französische Geschichte

Lange Schatten über der Côte d'Azur -

Lange Schatten über der Côte d'Azur
von Christine Cazon

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im jüdischen Teil des Friedhofes "Le Grand Jas" wird die Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Kommissar Dupin stößt bei seinen Ermittlungen - auch durch die Mithilfe seiner Lebensgefährtin Annie, einer enthusiastischen Journalistin - auf die Schatten einer grauenvollen Vergangenheit Frankreichs in bezug auf Antisemitismus. Die Verbindungen führen zu einflussreichen Familien und die Staatsanwaltschaft möchte weitere Ermittlungen in dieser Richtung unterbinden, doch Duval lässt nicht locker ...

Christine Cazon legt mit "Lange Schatten über der Cote d´Azur" bereits ihren achten Band um den Pariser Kommissar Duval vor, der in Cannes seine neue Heimat gefunden hat und hier ermittelt. Vorkenntnisse aus den vorhergehenden Bänden sind nicht erforderlich, um den Fall verfolgen zu können, jedoch hilfreich, wenn es um die privaten Verhältnisse Duvals geht.

Der Schwerpunkt liegt bei Christine Cazon hier nicht darauf, einen spannenden Kriminalfall zu erzählen, sondern lässt die Leser*innen tief in die Geschichte Südfrankreichs eintauchen. Die unrühmliche Rolle Frankreichs bezüglich der Zusammenarbeit mit den Deutschen Nazis und des Antisemitismus mit erfolgten Juden-Deportationen ist gut recherchiert sowie einfühlsam und detailreich berichtet. Wer also einen leichten Südfrankreich-Urlaubs-Krimi erwartet, wird hier enttäuscht werden! 

Allerdings verliert Cazon keinesfalls den eigentlichen Mord aus den Augen und kommt am Ende - etwas plötzlich, nachdem ein zweiter Mord geschieht - zu einer schlüssigen Aufklärung.

Leon Duval, der mir bereits bekannt war, ist sehr sympathisch und durchaus authentisch. Die anderen Figuren sind von der Autorin allerdings für meinen Geschmack etwas eindimensional beschrieben; insbesondere Annie, Duvals Lebensgefährtin und Mutter seines Kindes, ist zwar als Informationsgeberin wichtig, aber mir durch ihre zickige Art und ständige Unzufriedenheit unsympathisch; die Staatsanwältin weniger an der Aufklärung als an Verschleierung zugunsten einflussreicher Leute interessiert und die Kollegen der Polizei weniger an der Aufklärung beteiligt als mit eigenen Macken beschäftigt.

Der Schreibstil ist flüssig und unaufgeregt und angenehm zu lesen; die Autorin versteht es, Unterhaltung und Geschichtswissen auf angenehme Weise zu verbinden.

Die Location und das Ambiente runden dieses Buch auf jeden Fall angenehm ab,

So war das Buch für mich informativ und hat zum Nachdenken angeregt, was ich sehr schätze; ich freue mich schon auf den nächsten Fall in Cannes. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es insgesamt etwas wenig Krimi in den Augen eingefleischter Krimi-Leser ist.