Rezension

Schein oder Sein?

Die Glücksköchin - Stella Conrad

Die Glücksköchin
von Stella Conrad

Bewertet mit 3 Sternen

Melina Miller ist ausgebildete Schauspielerin, jedoch leider nicht sehr erfolgreich, bei Castings kommt sie zwar öfter in die engere Auswahl, aber selten zum Zug. Sie muss sich als Bedienung durchschlagen und erhält höchstens einmal eine kleinere Rolle. Ihr Freund Fabian ist ein gefeierter Bühnenstar, doch zum Theater will Melina nach einem Bühnenunfall, bei dem sie Geschmacks- und Geruchssinn einbüßte, nicht mehr zurück. Als ihr eine Rolle angeboten wird, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird, ihr aber auch ein gutes Einkommen garantiert, kann sie nicht Nein sagen, fortan ist sie Melina Miller, gefeierte Fernsehköchin.

Stella Conrad kenne ich bereits unter anderen Pseudonymen und liebe vor allem die Loretta-Luchs- und die Pippa-Bolle-Reihe, und etwas Ähnliches, vor allem aber etwas mit viel Humor hatte ich von diesem Roman dann auch erwartet. Wie man an den Bewertungspunkten bereits sieht, kann dieser Roman aber nicht mithalten.

Die Geschichte wird von Melina selbst in Ich-Form erzählt, bleibt aber dennoch relativ oberflächlich, auch fehlen mir Emotionen. Melina rollt die Geschichte von hinten auf, so dass ein Teil der möglichen Überraschungen bereits zu Anfang verraten werden, spannend ist daher vor allem die Frage, wie es dazu kam. So richtig spannend ist das aber leider auch nicht.

Auch die Charaktere bleiben relativ oberflächlich, sind zudem natürlich durch Melinas Eindrücke gefärbt. So erfährt man wenig über die Hintergründe der einzelnen Personen, auch nicht über Melinas. Bis auf den Unfall bleibt ihre Vergangenheit und ihre Familie im Dunkeln, über Fabian, ihre Agentin oder über Luke, den Koch, der sie bzgl. der Kochshow unterstützt, erfährt man ebenfalls wenig Tiefergehendes. Das ist bei einem Chick-lit-Roman (der Roman passt meiner Meinung nach in dieses Genre, schon das Cover deutet darauf hin, das übrigens sofort mein Mädchengen angesprochen hat und mir vor allem farblich gut gefällt) auch nicht wirklich von Nöten, aber ein bisschen mehr Hintergrundinfos oder Persönliches hätte ich schon gerne erfahren.

Wirklich sympathisch ist mir keiner der Charaktere, bis auf einen, dieser macht im Roman eine Wandlung durch, die ihm Pluspunkte bei mir einbrachte. Er war auch der interessanteste Charakter und ich hätte mir gewünscht, seine Wandlung ein bisschen näher begleiten zu können. Vielleicht wäre es schön gewesen, die Geschichte hin und wieder auch aus einer anderen Perspektive zu erleben, vor allem Lukes hätte interessant sein können.

Was mir wirklich gefehlt hat, ist der Humor. Hier hatte ich wohl meine Erwartungen, schon wegen der Autorin, zu hoch angesetzt. Auch die Thematik gäbe da einiges her, ich hatte mir lustige Situationen, Fast-Katastrophen, Faux-pas, humorvolle Gedankengänge und ähnliches vorgestellt, die gibt es auch, aber viel zu knapp, Stellenweise hat die Erzählung ziemliche Längen, da wird zu ausführlich über den fehlenden Geschmacks- und Geruchssinn (der dann gar nicht so relevant ist) geschrieben, über Melinas Einführung ins professionelle Kochen, so dass witzige Szenen zu kurz kommen. Der Roman ist auch viel zu plötzlich am Ende und man hat das Gefühl, es fehlt etwas. Fehlen können hätten dafür die amourösen Verwicklungen, in die Melina gegen Ende gerät und über deren Entstehen ich nur den Kopf schütteln konnte.

Stella Conrad weiß, wovon sie erzählt, sie hat selbst als Köchin gearbeitet und kennt auch das Schauspielmilieu, das merkt man, auch wenn einige Klischees auftreten, aber die sind wohl gewollt und tragen die eine oder andere humorvollen Szene bei. Sehr schön ist, dass man gute Einblicke hinter die Kulissen erhält, dieser Part unterhält gut.

Wahrscheinlich waren meine Erwartungen wirklich zu hoch, jedenfalls hat mich der Roman enttäuscht. Ich bleibe dann doch bei den anderen Pseudonymen der Autorin (gerade habe ich den neuesten Loretta-Luchs-Roman gelesen, der mir wieder sehr gut gefallen hat) und überlasse Stella Conrad Anderen. Von mir gibt es daher leider nur 3 Sterne, aber eine Empfehlung an Chick-lit-Leserinnen, die wahrscheinlich Freunde am Roman haben werden.