Rezension

Schicksal du hast einen Namen und er lautet Giuseppa Camini

Aprikosenküsse - Claudia Winter

Aprikosenküsse
von Claudia Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Hanna schreibt Restaurantkritiken für ein Berliner Food-Magazin und liebt ihren Beruf so sehr, dass sie ihm sogar in ihrem Urlaub nachgeht. Doch hätte sie den Artikel über die kleine toskanische Trattoria „Tre Camini“ nicht geschrieben, wäre ihr einiges an Ärger erspart geblieben. Denn leider ist die Besitzerin des besagten Restaurants und dazugehörigen Gutshofs durch einen Herzinfarkt ums Leben gekommen, als sie von Hannas vernichtender Kritik erfahren hat. Daraufhin verklagt ihr Enkel Fabrizio Hannas Zeitschrift und fordert, dass Hanna entlassen wird. Als wäre das noch nicht schlimm genug verlangt ihr Chef natürlich, dass sie sich entschuldigt und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ist Hanna auf einmal auch noch im Besitz der Urne von Fabrizios Nonna. Ihr bleibt also nichts anderes übrig als wieder nach Italien zu fliegen, um die Asche der Großmutter zurückzubringen, aber so einfach macht ihr Fabrizio die Sache nicht…

 

Meinung:

Dieser Roman, im Übrigen mein erstes Buch von Claudia Winter, hält absolut was die Kurzbeschreibung verspricht. Die Geschichte ist leicht durchgeknallt und doch romantisch, alles in allem wahnsinnig amüsant, was mit Sicherheit vor allem an dem super Schreibstil der Autorin liegt und daran, dass von Anfang bis Ende einfach alles an dem Buch in sich stimmig ist, da passt echt alles zusammen. Man mag gar nicht mehr aufhören zu lesen bis man durch ist und selbst dann eigentlich auch noch nicht, wie es halt bei guten Büchern immer so ist ;-) Außerdem finde ich es immer besonders toll, wenn es in Büchern in denen es ums Essen geht, hinten noch ein paar Rezepte gibt, wie es hier der Fall ist. Die werde ich bestimmt mal ausprobieren, nach dem ich immer schon Appetit bekommen habe, wenn die Gerichte im Buch beschrieben wurden.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Hanna und Fabrizio erzählt, wodurch der Leser einen noch besseren Gesamtüberblick über die Situation und die Gefühlswelten der beiden bekommt.

 

Hanna ist Halbitalienerin mit vollem Temperament, die aber auch eine deutsche, akkurate Seite hatte. Das hört sich zwar so an als würde es nicht gehen, aber Hanna bekommt das hin. Sie hat den Tick, Sachen (Salzstreuer etc.) aus Restaurants mitgehen zu lassen wenn sie nervös wird oder sich nicht wohl fühlt, um sie dann später wieder zurückzuschicken, was ich wirklich urkomisch fand und diese kleine Schwäche hat sie für mich gleich noch sympathischer gemacht.

 

Fabrizio wirkt anfangs etwas unterkühlt und unnahbar, Hanna findet ihn sogar machohaft. Mit der Zeit legt sich das aber wenn man herausfindet, dass er eigentlich nur seinen Traum verfolgt den Familienbetrieb zu erhalten, was ihm durch verschiedene Einflussfaktoren wahrlich nicht leicht gemacht wird. Und wer seinen Traum so standhaft verfolgt, der kann einem doch nur ans Herz gewachsen.

 

Außerdem tummelt sich in diesem Buch noch eine ganze Menge an liebenswürdigen Nebencharakteren wie z. B. Fabrizios Schwägerin Lucia, die wirklich ein Schatz ist und zusammen mit der Groschenroman lesenden Köchin Rosa-Maria in der Küche des „Tre Camini“ steht. Fabrizios Bruder und Lucias Mann Marco war mir die meiste Zeit über irgendwie unsympathisch und ich fragte mich wie jemand wie Lucia ausgerechnet an den geraten konnte, auch wenn er mit seiner Frau zugegebenermaßen sehr liebevoll umgegangen ist. Zum Schluss konnte ich seine Beweggründe aber auch irgendwie nachvollziehen und so ein übler Kerl ist er gar nicht.

Hannas beste Freundin und Kollegin, die Französin Claire fand ich auch sehr unterhaltsam und für Hanna ist sie so was wie ein Gewissen, da sie Hanna scheinbar in ihren Gedanken immer zuflüstert was sie tun soll.

Und natürlich ist da noch Giuseppa Camini, von allen Nonna genannt, die wie es scheint ihre Finger überall im Spiel hat obwohl sie, zumindest nicht mehr sichtbar da ist.

Auch erwähnenswert finde ich Vittoria, das verrückten Lieblingshuhn von Giuseppa das sich für einen Wachhund hält und vor allem Hanna gerne mal in Angst und Schrecken versetzt.

 

Was diesen Roman außerdem noch so besonders macht ist, dass die Landschaft so außergewöhnlich schön beschrieben ist, und das zwar ausführlich aber nicht so, dass es nervig oder zu viel wird. Man fühlt sich als ob man wirklich da wäre und sieht alles sehr detailliert vor seinem inneren Auge. Das Buch ist quasi eine Portion Italien für zuhause.

 

Zum Schluss möchte ich noch auf das Cover eingehen, welches ich aufgrund der tollen Farben einfach nur richtig schön sommerlich finde und das Aprikosenherz ist natürlich nochmal ein besonderer Hingucker.

 

Fazit:

Genau das richtige für alle, die Liebesgeschichten mit Humor mögen, die vor einer wunderschönen Kulisse spielen, nicht zu schnulzig oder übertrieben sind und in denen das Schicksal eine große Rolle spielt.