Rezension

"Schmetterlinge sind wie gute Gedanken..."

Nora und die Novemberrosen - Tania Krätschmar

Nora und die Novemberrosen
von Tania Krätschmar

Bewertet mit 5 Sternen

~~Die 34-jährige Gärtnerin Nora Dittbrenner ist alleinerziehende Mutter der 7-jährigen Fanny. Gemeinsam mit den drei Ü70-Senioren Udo Kienast, Margarete Segge und Ellie Wagenknecht leben sie unter einem Dach in einem Berliner Stadthaus und pflegen eine familiäre Nachbarschaft. Während Nora ihrem Beruf in einem Baumarkt nachgeht, wird Fanny von den drei älteren Herrschaften betreut. Doch dann verliert Nora ihren Job und es trudelt ein Brief vom Vermieter ein, der sämtliche Bewohner in Alarmbereitschaft ruft, denn es sieht fast so aus, als würden sie ihr Dach über dem Kopf verlieren. Um den Kopf frei zu kriegen, machen alle zusammen einen Ausflug aufs Land. Dabei entdecken sie eine lange verlassene Gärtnerei mit einem alten Herrenhaus. Jeder ist von dem Grundstück begeistert und träumt bereits davon, hier leben zu können und das Areal wieder herzurichten. Nachforschungen, wem das Fleckchen Erde wohl gehören mag, bringen keine Ergebnisse, so wird das Grundstück erst einmal annektiert und alle machen sich daran, die Beete und Gewächshäuser wieder instand zu setzen. Durch ihre behördlichen Nachfragen haben sie allerdings Staub aufgewirbelt, der ihnen nun Scherereien einbringt. Kurzerhand entschließen sie sich zu protestieren und ihr Anliegen öffentlich zu machen. Damit treten sie eine Lawine los, welche das Leben aller verändert…

Tania Krätschmar hat mit ihrem Buch "Nora und die Novemberrosen" einen wunderschönen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der sowohl humorvoll als auch sehr feinfühlig erzählt und dem Leser die Gefühle und Emotionen der Protagonisten auf wunderbare Art nahe bringt. Der Schreibstil ist flüssig ebenso wie fesselnd, schon der Prolog holt den Leser ab und lässt ihn während der Handlung immer wieder rätseln, wie das alles aufgeklärt wird. Die Beschreibung der ländlichen Umgebung sowie der alten Gärtnerei ist so lebhaft, dass vor dem inneren Auge ein Bild entsteht mit Blumen und Pflanzen in sämtlichen Schattierungen, Farben und Formen, an dem man sich gar nicht sattsehen kann. Auch die angeschnittenen Themen wie alleinerziehende Mutterschaft, 60er Jahre, Naziverfolgung oder Immobilienhaie finden einen angemessenen und gut verpackten Raum in dieser Geschichte. Dank des wundervollen Erzählstils ist der Leser mittendrin und hautnah dabei.

 Bei der Entstehung und Entwicklung der Charaktere beweist die Autorin ein glückliches Händchen, denn die Protagonisten sind fast durchweg sehr sympathisch, dabei so verschieden in ihren Eigenarten und ihren Träumen, das es eine Freude ist, jeden einzelnen kennenzulernen und lieb zu gewinnen. Nora ist eine sympathische Frau, die einen Job hat, der sie nicht befriedigt, dafür aber Geld einbringt, um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Sie träumt von einem Leben als richtige Gärtnerin, doch die Jobaussichten sind leider sehr schlecht. Tochter Fanny ist ein aufgewecktes Mädchen, die selbst viel Interesse an Blumen und Pflanzen zeigt, aber auch gern Dinge sucht und sammelt. Udo trauert noch immer um seine verstorbene Frau, doch er hat auf einmal ein Geheimnis. Ellie ist eine hervorragende Köchin, die ihre Mitbewohner kulinarisch verwöhnt, dabei mit ihrer kleinen Rente jeden Cent einzeln umdrehen muss und sehr einsam ist, denn sie vermisst ihren Sohn. Margarete ist die Resolute in der WG, sie packt an und scheut keinen Konflikt. Liam, ein englischer Gärtner, ist sehr liebenswert, gibt aber Rätsel auf. Und Frau Tschirch – ja die ist der Teufel in Person.

 "Nora und die Novemberrosen" verzaubert durch eine wunderschön erzählte Handlung und lässt den Leser von einem verwunschenen Garten und Erinnerungen an die eigene Kindheit träumen. Ein Roman für alle, die Geschichten aus dem wahren Leben lieben. Absolute Leseempfehlung!!!