Rezension

Schön düster

Vampyria - Der Hof der Finsternis
von Victor Dixen

Bewertet mit 5 Sternen

Als Jeanne Froidelacs Familie durch die Inquisition des Königs Ludwig dem Unwandelbaren ausgelöscht wird, gelingt es ihr durch Zufall zu entkommen. Gemeinsam mit dem Vampir Alexandre gelangt sie nach Paris und ist aufgrund einer Verwechslung nun ausgerechnet das Mündel des verhassten Vampirkönigs. Während ihre Mitschüler am Internat alle dem Adel Vampyrias entstammen, muss Jeanne sich erst einmal versuchen anzupassen, doch mit eins ist sie sich klar, sie schwört Rache für ihre Familie.

Seitdem es viele glitzernde oder sonst wie romantisierte Vampire in der Buchwelt gibt, habe ich ein wenig Abstand zu solchen Inhalten genommen. Doch das Cover von Vampyria machte mich überaus neugierig, auch wenn der Klappentext zunächst nach einer romantischen Vampirgeschichte klang. Doch schon beim Einstieg merkte ich, dass ich mit Vampyria etwas ganz anderes als erwartet bekommen habe und das im absolut positivem Sinne gemeint.

Victor Dixens Schreibstil ist bildgewaltig und flüssig, manchmal etwas weit ausschweifend, doch stets fesselnd und mitreißend. Mit seiner Beschreibung der Begebenheiten und allen Ereignissen bekommt die Geschichte eine düstere und raue Atmosphäre, die für mich mit seinen vampirischen Charakteren absolut übereinstimmt. Das Worldbuilding ist ausgezeichnet gelungen, denn eigentlich schreiben wir das Jahr 2015, doch die Zeit ist mit der Wandlung König Ludwigs im Jahre 1715 regelrecht stehen geblieben. Auch sonst ist der Ideenreichtum des Autors extrem gut, so zahlen z. B. die Bürger Vampyrias ihre Steuern im Form von Blut, um den vampirischen Adel zu füttern.

Die Geschichte ist im Großen und Ganzen sehr spannend gehalten und vor allem kein bisschen vorhersehbar. Immer wieder konnte der Autor mich mit plötzlichen Plottwists überraschen und mit seiner Protagonistin Jeanne habe ich absolut mitgefiebert. Was mir einfach gefallen hat, sind auch die blutrünstigen Vampire, die einfach so sind, wie Vampire sein sollten, Monster der Nacht.

Ganz besonders gut jedoch hat mir Jeanne hier gefallen, denn sie ist einfach eine ungewöhnliche Protagonistin. Gleich zu Beginn litt ich mit ihr mit und konnte ihren Wunsch nach Rache tief im Inneren spüren. Was Jeanne für mich aber ganz besonders ausmacht, sind all ihre Ecken und Kanten. Sie macht Fehler, begeht Verrat, handelt manchmal vorschnell und all das macht sie authentisch und menschlich. Was in der Vampirwelt auch besonders ist.

Aber nicht nur die Protagonistin wird authentisch gezeichnet, sondern auch all die Nebencharaktere, die den Leser immer wieder in Gefühlswallung brachten. Ob Freund oder Feind, sie sind wirklich spannend dargestellt und sorgen ebenfalls immer wieder für Überraschungen.

Mein Fazit: mit Vampyria ist es Victor Dixen gelungen, einen spannenden, düsteren und vampirmäßig blutigen Roman zu schreiben. Worldbuilding, Plottwists, Charaktere, mir hat hier die gesamte Mischung gefallen und mich nicht nur gut unterhalten, sondern absolut fesseln können. Wer hier Glitzer und Romantik erwartet, könnte enttäuscht werden, doch für mich war dies hier wesentlich spannender. Klare Leseempfehlung und Band 2 ist vorbestellt.