Rezension

Schön düstere Stimmung, magere Handlung

Das verlorene Dorf - Stefanie Kasper

Das verlorene Dorf
von Stefanie Kasper

Bewertet mit 3 Sternen

Das Waisenkind Rosalie ist als Albino geboren und hat es deshalb im Waisenhaus Mitte des 19. Jahrhunderts nicht einfach. Als Romar sie heiratet und in sein Dorf im Wald bringt, meint sie, ihr Leben wende sich nun zum besseren. Doch irgendetwas scheint hier nicht mit rechten Dingen zu und her zu gehen.

 

Die Geschichte von „das verlorene Dorf“ wird von einem Erzähler aus der Sicht von Rosalie geschildert. Das Buch lebt dabei nicht von der etwas mageren Handlung, die noch dazu recht vorhersehbar ist, sondern von der düsteren Stimmung. Ich fühlte mich zunächst etwas an den M. Night Shyamalan Film „Signs“ erinnert, doch glücklicherweise passt da nur die Grundstimmung, und nicht das hanebücherne Ende (des Films meine ich, das Ende des Buches passt sehr gut zur Geschichte, wenngleich auch sehr viel offen bleibt). Die Spannung, die durchaus vorhanden ist, bezieht sich aufgrund der Vorhersehbarkeit auch nicht wirklich auf die Handlung sondern mehr darauf, ob sich übersinnliche Elemente in die Geschichte mischen, und ob Rosalie am Ende überleben wird.

 

Der Schreibstil der Autorin Stefanie Kasper lässt sich flüssig lesen und ist der Zeit angepasst, in der die Geschichte spielt. So fühlt sich die Lektüre authentisch an, ohne Anachronismen (bis auf ein paar kurze eingeschobene Kapitel, die wohl aus der heutigen Zeit erzählt werden. Was sie mit der Hauptgeschichte zu tun haben, bleibt unklar).

 

Leider wurde ich mit den Charakteren nicht wirklich warm. Rosalie ist die einzige, über die der Leser etwas mehr erfährt, alle anderen bleiben blass, ihre Motive unklar. Auch mit Rosalie hatte ich meine Mühe, ihre Naivität, die sich für mich nur durch ihr Aufwachsen als Waise im 19. Jahrhundert erklären liess, regte mich oft so auf, dass ich sie nur schütteln wollte, damit sie mal ihre Augen aufmacht. Auch ihr Vertrauen, das sie so lange in ihre Mitmenschen steckt, konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Einerseits waren die Dorfbewohner praktisch die ersten Menschen in ihrem Leben, die sie nett behandelt haben, andererseits sollten gerade ihre schlechten Erfahrungen mit anderen Menschen sie misstrauisch gemacht haben.

 

Mein Fazit

Schöne, düstere Grundstimmung, aber etwas magere, vorhersehbare Handlung.