Rezension

Schönes Ding, wärmste Empfehlung!

Das gefrorene Licht - Yrsa Sigurdardóttir

Das gefrorene Licht
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch ist wie ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen Nachforschungen in der Vergangenheit. Die Mischung ist super.

Was passiert?

„Das gefrorene Licht“ spielt in Island, genauer gesagt auf der Halbinsel Snaefellsnes. Die Rechtsanwältin Dora ärgert sich gerade mit Verordnungen über Briefschlitze herum, als ein merkwürdiges Angebot per Telefon kommt. Ein Klient bittet sie, das Wochenende in seinem Wellness-Hotel zu verbringen. Denn er ist der festen Überzeugung, dass es dort spukt und möchte da noch etwas am Kaufvertrag machen.
Da die Kinder das Wochenende eh beim Vater verbringen und sie Wellness bitter nötig hat, sagt Dora zu. Kaum ist sie dort angekommen, wird eine Leiche gefunden. Es ist die Architektin des Hotels. Sie wird tot am Strand gefunden, vergewaltigt, brutal erschlagen und mit Nadeln in den Fußsohlen. Bald steckt Doras Klient, der Hotelbesitzer, in Schwierigkeiten. Denn alle Hinweise führen zu ihm.
Dora hat alle Hände voll zu tun. Sie muss den Hotelbesitzer vor weiteren Schwierigkeiten bewahren und möchte gleichzeitig das Rätsel um das Grundstück und den Spuk lösen. Denn die Familiengeschichte der zwei Brüder, die auf den zwei Höfen lebten auf denen nun das Hotel steht, die hat es in sich. Als dann auch noch ihr Freund aus Deutschland zu Besuch ins Hotel kommt und ihre Kinder Probleme bereiten, ist das Chaos perfekt. Und bald gibt’s auch schon das nächste Opfer.

Die Aufmachung

Da eine etwas vertrackte Familiengeschichte viel mit dem Inhalt des Buches zu tun hat und es auch ein paar verdächtige Hotelgäste gibt, startet das Buch zunächst mit einer Übersicht der Personen. Man kommt schnell rein, auch wenn die Isländischen Namen es ja teilweise wirklich in sich haben. Die Langschaft wird zwar gern mal beschrieben, aber die Beschreibungen ufern nicht aus und sind sehr passend. Die Autorin kommt außerdem schnell und ohne unwichtige Umschweife auf den Punkt. Man ist schnell in der Handlung drin und kommt so schnell nicht mehr raus. Der Schreibstil und die Beschreibung der Personen ist gut gelungen, man kann viele Personen schnell abspeichern und ist nicht gelangweilt. Sehr gut spielt die Autorin auch mit dem Leser. Durch eine Episode aus der Vergangenheit ganz am Anfang des Buches, ahnt der Leser während der gesamten Handlung, dass noch mehr dahinter steckt. Als die Anwältin dann langsam den richtigen Riecher hat, macht es alles einen Sinn. Viele Recherchen aus der Vergangenheit können ja manchmal wirklich langweilen. Hier ist das aber nicht zu lang oder unwichtig dargestellt und passt gut. Vor allem hat das Geheimnis aus der Vergangenheit natürlich ganz viel mit dem Mord in der Gegenwart zu tun.
Ich mag besonders die Dialoge und die trotz des ernsten Themas immer wieder erzeugten lockeren Situationen mit Wortwitz und lustigen Gesprächen. Es lockert das Buch auf und ist mir wesentlich lieber als seitenlange Beschreibungen der Landschaft.
Gut gefällt mir, dass der von mir so abfällig als „CSI-Mist“ bezeichnete Kram glücklicherweise sehr kurz kommt. Klar, heutzutage sind die Ermittlungen in Mordfällen tatsächlich vermehrt in Laboren, Rechtsmedizinischen Instituten usw. zuhause. Ich lese z.B. gern die Bücher von Elisabeth Becka, in denen eine Spurensicherungsexpertin ermittelt und mit ihren Analysen zum Ziel kommt. Dort ist es so logisch und einfach erklärt und sehr interessant, aber darüber hinaus kommt sie nur durch ihre Analysen nicht zum Ziel sondern braucht auch Menschenkenntnis. Ich möchte nichts lesen, wo nur Analysen im Labor zur Ergreifung des Täters führen. Und in diesem Buch ermittelt die Rechtsanwältin auf eigene Faust und durch Gespräche mit den beteiligten Personen. Durch ihre Position als Rechtsanwältin des Hauptverdächtigen bekommt sie die Informationen der Polizei kurz und knapp mit. Perfekt für mich, genau so mag ich es!

Die Mischung machts

Dieser Krimi dreht sich einmal um die zwei Familien und deren Geheimnisse, die vorher auf dem Grund des Hotels gelebt haben. Andererseits geht’s um die aktuellen Morde. Die beiden Ebenen sind sehr geschickt miteinander verbunden und es wird nicht langweilig. Das Buch ist wie ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen Nachforschungen in der Vergangenheit. Die Mischung ist super.

Fazit

Dieses Buch ist super, ich konnte es schwerlich aus der Hand lesen und war gefesselt. Man hatte viele Verdächtige und auch das Ende hat nicht enttäuscht. Ich würde Teil 3 der Serie auf jeden Fall lesen und kann das Buch echten Krimifans bedingungslos empfehlen.
Mehr dazu (was lernen wir daraus fürs Schreiben?) gibts auf meine Blog: http://tipperin.blog.de/2015/06/10/gelungener-island-krimi-20538964/