Rezension

Schönes Jugendbuch

Das Leuchten
von Kat Falls

Bewertet mit 4 Sternen

Eine nette Geschichte für Jugendliche, die tolle Bilder in den Kopf zaubert, leider aber auch einige Schwächen hat (die wohl aber eher dem erwachsenen Leser ins Auge fallen).

In einer fiktiven Zukunft haben die Menschen, nachdem ein Großteil der Welt überflutet ist und ganze Landstriche in Meeresspalten abgerutscht sind und der Wohnraum dadurch stark minimiert wurde, begonnen, den Meeresboden zu kolonisieren. Den Druck ausgleichende Häuser mit Umluftsystemen und viel mehr Komfort als oben an Land und die neue Fähigkeit das Meereswasser in bestimmten Bereichen künstlich zu erwärmen und so Pflanzen anbauen zu können und Fischzuchtfarmen zu betreiben machen das Möglich. Auch gibt es, ähnlich wie in Sauerstoffflaschen abgefülltes Liquigen, dass es ermöglicht, unter Wasser zu atmen, beziehungsweise eine Zeit lang ohne Atmung auszukommen und mit dem im Liquigen gespeicherten Sauerstoff auszukommen.

Das erste Kind, das unter Wasser geboren wurde, ist der Junge Ty.

Er begegnet unter dramatischen Umständen Gemma, einem Mädchen von oben. Abenteuerlustig und mutig stürzen sich die beiden Jugendlichen in teilweise haarsträubende Situationen, wachsen dabei aber sehr schnell zu einem guten Team zusammen. Das Buch liest sich schnell und flüssig und ist, wenn man sich erst einmal in dieser fremden Welt mit all seinen Neuerungen eingewöhnt hat, sehr unterhaltsam.

Bedroht von der Seablite-Gang, die aus entflohenen Straftätern besteht und die Versorgungsboote ausraubt und die Bewohner des Meeres noch mehr in Schrecken versetzt, als sie beginnen, die Farmen zu plündern und in Häuser einzudringen, geben Ty und Gemma gemeinsam mit den anderen Bewohnern alles daran, sie zu fassen. Denn wenn sie nicht gefasst werden, möchte die Regierung die Kolonie nicht weiter fördern und das Projekt der Besiedelung des Meeresbodens für Gescheitert erklären.

Kinder, die ganz unter Wasser aufwachsen, wie Ty und seine jüngere Schwester Zoe, haben oft bestimmte Fähigkeiten, sogenannte „Dunkle Gaben“, doch darüber darf nicht gesprochen werden. Es wird totgeschwiegen und die Kinder sprechen selbst mit den Eltern nicht darüber. Auch die Mitglieder der Seablite Gang scheinen übernatürliche Fähigkeiten zu haben, denn es ist fast unmöglich, ihrer Habhaft zu werden. Dieses Geheimnis bringt natürlich zusätzliche Spannung in die Geschichte.

Die Unterschiede zwischen der oberen und der unteren Welt werden gut beschrieben. Oberhalb des Meeresspiegels ist Platz absolute Mangelware und Eltern geben ihre Kinder in Erziehungsanstalten ab. Dort wird mit großer Strenge versucht, Jugendliche zu ruhigen, angepassten Bürgern zu erziehen, damit in der Enge kein Chaos ausbricht. Eltern mit Geld können die Situation ihrer Kinder verbessern, doch Gemma hat nicht solches Glück. Sie wird von Heim zu Heim gereicht und irgendwann wird ihr sogar ihr älterer Bruder weg genommen. Die letzte Information, die sie von ihm hat, ist, dass er auch unter Wasser lebt, daher bricht sie auf, ihn zu suchen.

Die Welt unter Wasser fand ich vor allem am Anfang schwer zu greifen, alles so fremd, mit lauter eigenen, neuen Wörtern beschrieben, da brauchte ich schon eine Weile, bis ich mich zurecht fand. Dann aber eröffnete sich eine schillernde neue Welt. Für mich hätten da aber ruhig noch ein paar mehr Beschreibungen stehen können, um sich besser in dieser Wellt einzufinden und die Vorstellungskraft des Lesers zu unterstützen.

Besonders schön gelungen finde ich das Cover der Hardcover Ausgabe.

Insgesamt liegt hier ein überzeugendes Jugendbuch vor, dass sich durch sein ungewöhnliches Setting von anderen Dystopien unterscheidet. Es liest sich rasch und unterhält gut. Aber ich konnte nicht genug Sympathien für die Figuren aufbauen, dafür hätte ich mehr Beschreibungen von Gefühlen, Sorgen, Ängsten gebraucht. Ich glaube, ich bin einfach schon zu „erwachsen“ in meinen Lesegewohnheiten. Für ein Jugendbuch ist es aber eine sehr gelungene Geschichte, so dass ich 4 Sterne vergebe.