Rezension

Schonungslose Abrechnung mit sich selbst

So bin ich nicht
von Anneliese Mackintosh

Bewertet mit 4 Sternen

In 30 miteinander verbundenen, nicht chronologischen Geschichten lässt die Autorin aus der Perspektive einer Frau namens Greta deren total verkorkstes Leben erzählen: Selbstverletzungen, Alkoholmissbrauch, Borderlinestörung, ausschweifendes Sexualleben, Prüfungsängste, dazu ein todkranker Vater, eine psychisch kranke Schwester mit fortwährenden Suizidgedanken, schwieriges Verhältnis zur Mutter. Vermutlich sind die Geschichten teilweise autobiographisch und steht die Autorin selbst hinter Greta. Darauf deutet der vorangestellte Vermerk: „68 % sind wirklich passiert. 32 % sind es nicht. Ich werde es nie verraten.“ Am Ende wird sich der Leser wünschen, dass die wirklich vorgekommenen Geschehnisse besser einen kleineren Anteil ausmachten, so tief erschütternd ist so manches von ihnen. Abgemildert wird alles von durchaus auch vorhandenen humorvollen Passagen. Nicht alles lässt sich leicht lesen. Besonders gegen Ende nimmt ein wirrer Schreibstil überhand, durchaus passend zu Gretas Seelenleben. Bestimmt wird jeder unter den Geschichten seine Favoriten finden. Bei mir sind es „Daddy  raucht“, in dem ein brennendes Geheimversteck von Pornos zu neuen Erkenntnissen Gretas über ihren Vater führt, und „Ich verdanke Google Maps mein Leben“, in der Greta nach dem Tod ihres Vaters mit Google Street View ihr Elternhaus zu einer Zeit betrachtet, als die Familie noch ganz war. Sehr schön ist auch die Hoffnung gebende abschließende Geschichte, in der Greta von einem gemeinsamen Leben mit ihrem ebenfalls psychisch kranken Freund träumt.

Ich werde die Autorin sicherlich im Auge behalten.