Rezension

Schräg, überdreht, chaotisch, turbulent und sehr witzig

Hilfe, ich habe meiner superschlauen Schwester das Gehirn geklaut! -

Hilfe, ich habe meiner superschlauen Schwester das Gehirn geklaut!
von Jo Simmons

Bewertet mit 4 Sternen

Keith ist elf Jahre alt und Erfinder mit Leib und Seele. In seinem „Protokollbuch für Extrem Wichtige Experimente & Erfindungen“ notiert er den Stand aktueller Experimente, wie z.B. dem, ob Zehennägel weiterwachsen, wenn sie nicht mehr an Zehen dran sind. Der Junge träumt davon, die Erfindermesse in Paris zu besuchen. Doch erstens hat er kein Geld und zweitens würden seine Eltern das nie erlauben. Die kümmern sich nämlich nur um seine hochbegabte Schwester Min, die einen Wettbewerb nach dem anderen gewinnt. Wenn Keith nur so intelligent wäre wie Min, käme er sicher leichter an Preisgeld und könnte die Fahrt nach Paris selbst bezahlen. Also beschließt Keith kurzerhand, genau wie Min ebenfalls ein Genie zu werden.

 

Autorin Jo Simmons schreibt kindgemäß, gut verständlich, flüssig und humorvoll in der dritten Person.  
Nathan Reeds originelle, lustige Schwarz-Weiß-Illustrationen passen prima zur Geschichte. Sie haben eine ganz eigenen comicartigen Stil. Wenn man genau hinsieht, erkennt man viele witzige Details in den Bildern.  
Die Text ist normal groß gedruckt, einige Wörter im Fließtext werden durch größere Schriftgröße oder Fettdruck hervorgehoben. Die Kapitel haben eine recht übersichtliche Länge. Mädchen und Jungen ab neun Jahren werden den Text ohne Mühe selbstständig erfassen können, jüngere Kinder lassen sich das Buch sicher gerne vorlesen. 

 

Jo Simmons hat wie gewohnt sehr unterhaltsame Figuren erfunden. Keith ist einfallsreich, spontan, ziemlich naiv, manchmal ganz schön derb, aber liebenswert-sympathisch. Dass er von seinen Eltern nicht so beachtet wird, wie er sollte, ist bedauerlich, aber Keith weiß sich zu helfen. Er macht einfach „keithmäßig“ sein Ding und geht die Probleme cool und lässig an. Sein Opa Keith Senior, der mindestens genauso unkonventionell ist wie sein Enkel und mit seinem Papagei in einem Lastkahn lebt, unterstützt und stärkt Keith. Und die hochbegabte Schwester Min, die stets so perfekt und diszipliniert wirkt, kann auch durchaus anders und überrascht mit einer unvorhersehbaren Wandlung. Erstaunlicherweise gibt es Sachen, die Min noch von Keith lernen kann.
Dass Keith schon aus Jos Simmons Buch „Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen“ bekannt ist, gefällt mir. In diesem Buch spielte er allerdings nur eine Nebenrolle. Die Bücher der Autorin sind durch ihre Figuren verbunden, hängen somit zusammen, sind aber doch unabhängig voneinander zu lesen.

 

Was Keith alles tut, um an Geld zu kommen, ist großes Slapstick-Komödien-Kino. Turbulent, chaotisch, schräg, völlig überdreht und absurd, aber dabei extrem komisch. Manchmal, gerade am Ende, für mich ein bisschen zuviel des Guten, aber so ist Keith halt. Keith verbiegt sich nicht, übertreibt es oft, kann echt nerven und gerade deshalb kommt er so gut an. Keith zeigt, dass man kein Superhirn sein muss, um Sympathien zu gewinnen. Genialität hat viele Gesichter. Wer keithmäßig locker und gelassen bleibt, hat jedenfalls mehr Spaß im Leben als eine verbissene Intelligenzbestie, für die nur Erfolg zählt. Für alle Jungen und Mädchen, die es witzig, einfallsreich, verrückt und nicht langweilig mögen, garantiert ein großer Lesespaß.