Rezension

Schützt Euch selbst! Damit helft ihr allen!

Wuhan Diary - Fang Fang

Wuhan Diary
von Fang Fang

Schützt Euch selbst! Damit helft ihr allen!

    Das wahre Gesicht einer Gesellschaft zeigt sich in ihrer Haltung gegenüber den Schwachen. (Seite 151)

Die Bestsellerautorin Fang Fang hat hier ein sehr ehrliches Buch geschrieben. Aus einem Tagebuch auf ihrem Blog wurde die Idee zu einem Buch geboren. In China ist es nicht einfach, seine Meinung im Netz kundzutun. So verwundert es nicht, dass ihr Blog mehrere male gesperrt wurde. Dies war für Fang Fang nicht immer erkennbar. Ihr hat es immer angezeigt: Post versendet. Aber viele treue Leser haben ihr immer Bescheid gegeben, wenn ein Artikel mal wieder nicht erschienen ist. Nachdem am 25. Januar die 9 Millionen Stadt Wuhan komplett von der Außenwelt abgeriegelt wurde, begann für die Wuhaner ein wahrer Albtraum. Doch nicht nur Negatives kam zum Vorschein. Die Krise hat viele positive Seiten der Menschen zum Vorschein gebracht. So wurde ein richtiges Netzwerk errichtet, um Lebensmittel vor die Haustüren zu bringen. Nachbarn haben sich gegenseitig mit gekochtem Essen versorgt. Dennoch! Die Depressionen der Wuhaner sind zwischen den Zeilen spürbar. Negative Nachrichten nahmen lange Zeit kein Ende. Qualifiziertes Krankenhauspersonal fiel dem Virus zum Opfer. Ärzte mit großem Fachwissen, deren Tod ein großes Loch in das Gesundheitssystem gerissen hat. Am Virus erkrankte Menschen mussten lange Fußwege in Kauf nehmen, um in ein Krankenhaus zu kommen. Oftmals gab es keine freie Betten. Viele haben ihren langen Marsch nicht überlebt. Die Autorin hat nur Fachwissen in ihren Beiträgen verfasst. Ärzte und ehemalige Kommilitonen von ihr haben sie immer mit seriösen Neuigkeiten versorgt. Fang Fang hatte ja jeden Tag Kontakt mit vielen Menschen, die die Tragödie hautnah miterlebt haben. Wenn sie mal nicht wusste, ob ein Beitrag zu 100 % stimmt, hat sie das auch erwähnt.

Für mich war dieses Buch sehr interessant. In Deutschland hatten viele Menschen schon massive Probleme mit einer Ausgangsbeschränkung. Man durfte trotzdem spazieren und einkaufen gehen. Einen systemrelevanten Job weiterhin wie gewohnt ausführen. Viele Menschen hatten Homeoffice. Andere leider Kurzarbeit. Weiter brauche ich gar nichts erzählen. Wir wissen alle Bescheid. Können wir uns eigentlich vorstellen was es heißt, die Wohnung viele Wochen überhaupt nicht mehr zu verlassen? Natürlich mussten wir in Deutschland auch tragische Schicksalsschläge hinnehmen. So manch einer musste alleine im Krankenhaus oder Altenheim sterben. Die Angehörigen hatten keine Gelegenheit sich zu verabschieden. Bei uns waren das Einzelfälle. In Wuhan an der Tagesordnung! Und dann das Drama mit einer Mundschutzmaske. Keiner hat so ein Ding gerne im Gesicht. Wir jammern, weil wir eine tragen müssen und Abstand halten sollen. In Wuhan waren sie glücklich, wenn sie Masken ergattern konnten.

Fang Fang findet es auch nicht richtig, dass der Virus in Wuhan zu lange verheimlicht wurde. Ich gebe ihr vollkommen Recht mit der Aussage, dass wir in Deutschland lange genug vorgewarnt waren. Auch unsere Politiker haben zu spät wirkungsvolle Maßnahmen eingeleitet. (Meiner Meinung nach!) Fang Fang schildert sehr viele Schicksale, die wir uns in Deutschland gar nicht ausmalen können. Mir gefällt der Speiseplan in China auch nicht ausnahmslos. Aber was Bakterien und Viren betrifft, ist die Tierhaltung und Schlachtung in Deutschland auch nicht ohne. Wir müssen uns wirklich selber an die Nase fassen!

Die 9 Millionen Stadt Wuhan wurde vom 25. Januar bis 24 März 2020 komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Auch wenn man von Covid 19 schon total genervt ist, sollte man dieses Tagebuch gelesen haben. Es zeigt einmal mehr, dass Verschwörungstheoretiker kein Verantwortungsgefühl haben. Jeder Mensch hat so seine eigenen Theorien im Kopf. Dennoch sollte man sie nicht wahllos ins Netz stellen. Für mich sind genau diese Menschen ängstlich. Sie können sich nicht mit der Wahrheit auseinandersetzen, ohne in Panik zu geraten. Panik ist fehl am Platz. Nur ein Miteinander hilft uns aus dieser weltweiten Krise. Das Buch war leicht und flüssig zu lesen. Die Autorin gewährt dem Leser Einblick in die Ängste der Wuhaner. Interessant sind auch die Fußnoten. Die Autorin hat ehrlich ihre Meinung geäußert. Sie wurde oftmals dafür von Menschen angegriffen, die selbst im Epizentrum leben. Guten Journalismus weiß sie besonders zu schätzen. Der ist ja auf der ganzen Welt nicht selbstverständlich. In China ist er ein ganz besonders große Herausforderung. Die Autorin lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. Ihre Liebe zu dieser Stadt kommt in diesem Zeitdokument groß zu tragen.

Danke Fang Fang, für dieses wertvolle Buch. Es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.