Rezension

Sehr aktuelle Thematik

Genau jetzt, genau du -

Genau jetzt, genau du
von Chantal Schreiber

Bewertet mit 5 Sternen

„...An jedem Punkt hat der Mensch die Wahl, so zu handeln, dass er die Situation schlechter oder besser macht. Also lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass sie besser wird!...“

 

Diese Sätze stammen aus der Rede, die Tara auf dem Food-Festival in Wien hält. Jemma, deren Tante eine veganes Restaurant in Mödling hat, ist ebenfalls auf dem Festival.

Die Autorin hat einen inhaltsreichen Jugendroman geschrieben. Der Schriftstil ist leicht und locker und bringt trotzdem die Thematik genau auf den Punkt.

Tara und Jemma lernen sich an diesem Tag kennen. Tara lebt und arbeitet ausschließlich für den Umweltschutz. Ihr Gesicht ist in der Öffentlichkeit präsent. Jemma macht ein Praktikum im Kindergarten. Es ist in jeder Zeile zu spüren, dass sie viel Empathie für die ihr anvertrauten Kinder hat. Außerdem spielt sie exzellent Saxophon. Hinzu kommt, dass Jemma in jeder Situation Halt in ihrer umfangreichen Familie findet. Tara dagegen scheint nur Kontakte in die Klimaszene zu haben.

Natürlich spielt der Klimaschutz im Buch eine besondere Rolle. In Mödling soll ein Park in Bauland umgewidmet werden. Jemma ist sauer.

 

„...Können unsere Politiker nicht lesen? Bestimmt gibt es den Weltklimabericht auch in Großbuchstaben. Wir sollen Bäume pflanzen, nicht fällen...“

 

Zwischen Jemma und Tara beginnt es zu knistern. Anfangs schaut Jemma zu Tara auf. Letztere bestimmt, wann es Zeit ist, sich zu treffen.

 

„...Unser Treffen zeigt mir überdeutlich Taras Alltag: Sie läuft nonstop auf hundertzehn Prozent. Vor Mitternacht kommt sie kaum ins Bett, und sie steht nie nach sechs auf...“

 

Doch nach und nach lernt Jemma die Schattenseiten der Beziehung kennen. Tara will die Welt retten, Jemma dagegen liegt momentan ein Kind am Herzen, das vernachlässigt wird. Es ist ihr wichtiger, für den Jungen da zu sein, als Reden zu schwingen.

Natürlich gibt es im Buch ebenfalls sehr romantische Szenen zwischen beiden. Doch das sind die wenigen gestohlenen Stunden, in denen Tara trotzdem schon die nächste und übernächste Aktion im Kopf hat.

Haben die beiden eine Chance? Das Buch endet mit dieser Hoffnung. Als Leser bin ich skeptisch. Das Leben ist kein Buch.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt, wie vielschichtig das Leben sein kann. Für mich hat sie eine weitere Frage aufgeworfen: Was nutzt der intensivste Kampf für den Klimaschutz, wenn der Mensch neben uns keine Rolle mehr spielt? Jemma vereint beide Seiten. Sie setzt sich für eine lebenswerte Umwelt ein und sieht die Nöte der Kinder, die ihr anvertraut sind.