Rezension

Sehr bewegend

Die Frauen vom Karlsplatz: Henny -

Die Frauen vom Karlsplatz: Henny
von Anne Stern

Bewertet mit 5 Sternen

Für Henny erfüllt sich im Jahr 1913 ein Traum. Sie darf Medizin studieren. Doch sie muß hart dafür kämpfen, denn in der Männerwelt der Universität ist kein Platz für eine studierende Frau. Als sie den jungen Arzt Paul kennenlernt, verliebt sie sich sofort in ihn. Auch Paul ist von Henny hingerissen, aber er ist mit der reichen Friederike verlobt. Durch sie erhofft er sich den Aufstieg in die wohlhabende Gesellschaft. Als er sich dann doch von Friederike trennt, um für Henny frei zu sein, beginnt für die beiden eine Zeit wie im Rausch. Doch immer öfter kommt es zum Streit, weil Paul eine Begeisterung für den drohenden Krieg entwickelt, mit der Henny so gar nicht einverstanden ist. Als es dann wirklich zum Krieg kommt, meldet Paul sich freiwillig zur Front. Henny bleibt allein zurück - unverheiratet und schwanger...

Wenn ich ein schönes altes Haus sehe, habe ich schon oft überlegt, was es wohl über seine Bewohner in all seinen Jahren erzählen könnte. Genau diesen Gedanken hatte wohl auch Anne Stern, als sie ihre Romanreihe "Die Frauen vom Karlsplatz" begann. Mit dem Titel "Henny" hat man nun den zweiten Teil vor sich. Und dieser ist genauso gelungen wie Teil eins. Da ist wieder die lebhafte Art, wie Anne Stern die Personen beschreibt. Wenn sie Hunger haben, könnte man fast die Mägen knurren hören und empfindet tiefes Mitleid. Viele Menschen aus dem ersten Teil sind auch wieder dabei. Das ist sehr schön, denn man kann ihnen beim Älterwerden zuschauen. Einige gehen mit der Zeit, aber andere sind in ihren Zwängen erstarrt. Die Grausamkeit des Krieges ist in dieser Geschichte realistisch dargestellt. Die Begeisterung zu Anfang ist mir total unverständlich und das bittere Ende macht einfach traurig.
Dieses Buch ist sehr bewegend und macht neugierig auf die dritte Geschichte über eine tapfere Frau namens Vera.