Rezension

Sehr guter historischer Roman

Das Vermächtnis der Landgrafen - Thomas Bienert

Das Vermächtnis der Landgrafen
von Thomas Bienert

Bewertet mit 5 Sternen

„…Auch ich verschone lieber einen tapferen Feind, als mit Überläufern an einem Tisch zu sitzen…“

 

Wir schreiben das Jahr 1259. Mitten in der Nacht verlassen zwei Männer in Eisenach das Haus eines Marktzollers. Am nächsten Tag findet man ihre Leichen.

Was sich wie ein Kriminalroman liest, entwickelt sich schnell zu einem hochbrisanten historischen Roman. Die Toten gelten als Parteigänger von Sophie von Brabant, der Tochter der Heiligen Elisabeth. Damit fällt der Verdacht sofort auf den Thüringer Landgrafen Albrecht. Das aber können sich die Verantwortlichen in der Stadt nicht vorstellen. Deshalb wenden sie sich an Albrecht, ihren Landesherrn. Der ordnet an, dass der Ratsherr und Tuchhändler Dietmar Hellgreve den Mord untersuchen soll.

Das Buch spielt in der Zeit der Thüringer Erbfolgekriege. Gleichzeitig fehlt im Reich ein König, der die Fürsten in ihre Schranken weisen könnte.

Der Roman ist spannend geschrieben und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt an den gut charakterisierten Protagonisten. Dietmar Hellgreve nimmt seinen Auftrag ernst. Er hält sich aus politischen Streitereien raus. Einer der interessantesten Charaktere auf Seiten der Ritter ist Rudolf von Vargula. Er ist ein Berater von Landgraf Albrecht und ein überragender Stratege. Gleichzeitig beurteilt er die Menschen nach ihrem Tun, nicht nur nach ihrem Stand. Obiges Zitat stemmt von ihm.

Der Kriminalfall ist fast gelöst, als die Intrigen ihr Ziel erreicht haben. Es kommt um Krieg. Anschaulich und detailgenau werden die historischen Abläufe geschildert. Der Kampf zwischen Wettinern und Hessen wird erbittert geführt. Dazu gehören auch Verrat und Bestechung. Die Bürger Eisenachs sind die Leidtragenden.

Der Sprachstil des Buches hat mir gut gefallen. Orte und Personen werden ausreichend beschrieben. Die Grausamkeit des Krieges wird genauso deutlich gemacht wie die Sehnsucht nach Frieden. Während die Bürger für Verrat büßen müssen, darf der Adel ungestraft die Fronten wechseln. Der Autor versteht es, die Gefühle seiner Protagonisten in Worte zu fassen. Wut über Ungerechtigkeit, Trauer um Angehörige, Angst um die Familie sind nur einige der Themen. Das Markttreiben in Eisenach wird so anschaulich beschrieben, dass es mir vor Augen stand. Wie  Recht und Gesetz in der Stadt funktionieren und welche die Verantwortung der Zünfte für ihre Angehörigen werden  haben, wird geschickt in die Handlung integriert.

Im Nachwort wird auf die historischen Grundlagen hingewiesen. Ein ausführliches Personenregister ergänzt das Buch.

Das Cover mit dem Blick zur Wartburg passt und hebt das Buch von anderen historischen Romanen ab.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat die abwechslungsreiche Handlung, aber auch die im Geschehen gekonnt integrierten Hintergründe des politischen Geschehens.