Rezension

Sehr informativ und unterhaltsam

Das Kreuz des Vatikans -

Das Kreuz des Vatikans
von Joe Black

Bewertet mit 4 Sternen

Sakrileg „Vibes“ machten sich hier breit. Wer Dan Brown mag, sei diese Thriller-Reihe zu empfehlen. Gut geschrieben, mit starken Figuren und einem verblüffenden Finale.

Konstantin soll einen Historiker aus New York ermordet haben! Zumindest soll es so aussehen. Tatsächlich war der Tote aber ein enger Freund des Archäologen und befand sich auf einer unbekannten Mission in Kairo. Nun heißt es für Konstantin untertauchen, denn alle Welt ist plötzlich hinter ihm her. Darunter der wahre Mörder des Professors. Konstantin weiß, dass er aus der Sache nur herauskommt, wenn er seine Unschuld beweist. Aus diesem Grund reist er in die USA, um im Haus des Historikers nach Hinweisen zu suchen, wo er ein rätselhaftes Gemälde findet. Doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird nach ihm gefahndet, daher versteckt er sich bei der Schriftexpertin Ilana. Letztlich versuchen sie gemeinsam die verschlüsselten Botschaften zu knacken, wobei sie Hinweisen nachgehen müssen, die direkt in den Vatikan zu führen scheinen; zu einer Abordnung, der alle Mittel recht sind, das Gesicht des Vatikans zu wahren.

„Das Kreuz des Vatikans“ ist der zweite Band einer Abenteuerthriller-Serie um den Archäologen Konstantin Nikolaidis. Ich habe den Reihenauftakt zwar nicht gelesen, mich aber trotzdem mutig ins Lesevergnügen gestürzt. Denn Cover und Klappentext versprachen eine Geschichte im Stil von Dan Brown, dessen Bücher ich einst regelrecht verschlungen habe.

Mir war schnell klar, dass ich mich mit diesem Buch nicht vergriffen hatte. Nach einem allerdings etwas holprigen Start, fand der Autor bald in seinen Schreibfluss, der authentisch und anschaulich, für mich sehr angenehm zu lesen war. Es war ganz leicht, mich in dieser besonderen Atmosphäre wiederzufinden, die ein Gespür für alte, verborgene Geheimnisse und einer unterschwelligen Gefahr in sich vereinte. Überdies schien mir die Handlung wohlüberlegt konzipiert; lückenlos, nicht ausschweifend, aber informativ, und mit einem grandiosen Spannungsaufbau, der mich ungeduldig der Auflösung entgegenfiebern ließ.

Vor allem verstand sich der Autor darauf, auf dem Weg zur Lösung von Professor Adams Geheimnis, nicht nur eindrucksvolle, starke Figuren in den Vordergrund zu stellen, sondern auch eine enorme Menge historischer Fakten, die ich sehr interessiert aufnahm, die mir allerdings in der Summe zu dicht und detailliert gesetzt wurden. Es steht allerdings nicht zur Debatte, dass diesem rasanten Abenteuer-Thriller eine Unmenge an Rechercheaufwand vorausging und die angesprochenen Themen aus Religion, Politik und Kunst mit viel Herzblut zusammengebracht wurden. Aber in diesem Autor steckte noch viel mehr, das spürte man. So band er gekonnt viele sensible Momente in die Geschichte ein, um Konstantins Reise mit Leben zu füllen, wie beispielsweise die vorsichtige Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen dem Protagonisten und Ilana, oder die bedrückende Schilderung der Zustände in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens.

Die Hauptfiguren Konstantin und Ilana ergänzten sich meiner Meinung nach sehr gut. Sie wirkten bodenständig und waren mir zudem sehr sympathisch. Beide strahlten eine natürlich Präsenz aus, die spielerisch deren Weltgewandtheit und Wissensdurst einbrachte, und durch Willensstärke und einer Spur Rebellion perfektioniert wurde. Ein tolles Paar, in jeder Hinsicht. Nicht so sympathisch, aber eindrucksvoll, stellte sich der Widersacher Lorenzo dar. Hier sprühte eine ganz andere Qualität an Energie, in deren Bann ich unweigerlich gezogen wurde. Lorenzos Wahnsinn hatte augenscheinlich eine gruselig zerstörerische Kraft, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Zudem gefielen mir die verschiedenen Blickwinkel und Motive, aus denen agiert wurde. Verschiedene Szenen wurden mehrmals beleuchtet – nämlich aus der jeweiligen Sicht und der dazugehörigen Motivation der einzelnen Parteien, die sich gegenseitig verfolgten.

Auch die Punkte, die im Laufe der Handlung angesprochen wurden, konnten sich sehen lassen. Beispielsweise bekamen religionsgeschichtliche Betrachtungen und Diskussionen, kunsthistorische Fakten, allgemeine Informationen über Länder, deren Sehenswürdigkeiten und Kultur, sowie politische Einblicke, inklusive gefühlt realistische Bilder aus dem Alltag in umkämpften Nahost-Gebieten, einen Platz. Doch mein absolutes Highlight war das Thema, welches zum Schluss im Zuge der Auflösung zur Sprache kam, und das meines Erachtens definitiv auch einen eigenen Gedankengang wert war. Was entdeckt wurde, verrate ich natürlich nicht. Und ein aufmerksamer Blick in das Nachwort könnte später ebenfalls von Interesse sein.

Letztlich kann sich „Das Kreuz des Vatikans“ definitiv sehen lassen. Problemlos unabhängig lesbar, findet sich hier alles, was das Abenteurer-Herz begehrt: Rätsel, Aufregung, Geheimnisse, brandgefährliche Widersacher, unkonventionelle Freundschaften und einen Hauch von Liebesdrama. Auch historisch Interessierte werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Ich hatte jedenfalls aufregende Lesestunden und bin sehr gespannt auf die künftigen Ideen des Autors.