Rezension

Sehr kreativ und spannend

Stille Falle -

Stille Falle
von Anders de la Motte

Bewertet mit 5 Sternen

„Stille Falle“ von Anders de la Motte hatte sehr viel, was mich begeisterte. Allen voran eine düstere, fast mystische Stimmung, die sich ab der ersten Seite aufbaut. 
Unseren Täter lernen wir sehr früh kennen. Er hält sich selber für ein Wechselbalg und nennt sich „Troll“, damit wird die geheimnisvolle Atmosphäre weiter untermauert. 

Obwohl Kommissarin Leo Asker nichts falsch gemacht hat, wird sie beruflich degradiert und in die Kellerabteilung versetzt, wo unliebsame Kollegen und Sonderlinge ihre Tage absitzen. Tatsächliche Fälle scheinen nicht bearbeitet zu werden, umso erstaunter ist Leo, als sie feststellt, dass ihr Vorgänger sehr wohl an einer Sache dran war. In der Modelllandschaft des Eisenbahnvereins tauchen immer wieder fremde Figuren auf, die vermissten Personen originalgetreu gleichen. 
Die Sache mit den kleinen Männchen fand ich ausgesprochen faszinierend. Der Täter steckt so viel Zeit und Können in die Darstellung der Szenen, es ist beeindruckend und auch gruselig. 

Der Krimi wechselt alle paar Seiten die Perspektiven. Neben dem Troll und Leo Asker gibt es noch Kapitel aus Sicht einer vermissten Person sowie Martin Hill, einem Experten für Urban Exploration und Jugendfreund von Leo. 
Das Thema Urban Exploration passt sehr gut zu der düsteren Atmosphäre, treiben sich doch die Urbexer gerne in verlassenen / verfallenen Gebäuden herum. 
Ich mochte, wie Anders de la Motte verschiedene Themen zu einem komplexen Gesamtbild zusammensetzt. 
Leos Vater war Prepper und ihre Kindheit dadurch sehr speziell. Die Rückblicke waren interessant und erschreckend. Man fragt sich ständig, ob ihre Vergangenheit vielleicht für den aktuellen Fall relevant ist. 
Mich hat vieles an dem Krimi begeistert, das Einzige, was mir nicht so gefallen hat, war die offensichtliche Parallele zur „Departement Q“ Reihe von Jussi Adler Olsen. Sowohl Leo als auch Carl Moerk werden in eine Kellerabteilung versetzt, in der Sonderlinge arbeiten. Es gibt sogar in beiden Reihen eine Rose. De la Mottes Sonderdezernat kommt allerdings ohne charmante Charaktere aus. Ich habe ständig darauf gewartet, dass das Team zusammenwächst, aber es sind wirklich harte Hunde, die hier sitzen. Mit dem ein oder anderen gelingt Leo ein Hauch von Zusammenarbeit aber echten Teamgeist gibt es nicht. Vielleicht ändert sich dies in den Folgebänden. 

Das Buch ist durchgängig fesselnd und auf den letzten 100 Seiten wird es wirklich extrem rasant und spannend. Jedes der kurzen Kapitel endet mit einem Cliffhanger und ich bekam schon fast Herzrasen beim Lesen. 
Bei den Enthüllungen war ich immer einen Wimpernschlag voraus, aber dieser Täter war definitiv sehr kreativ. Ich fand den Fall sehr speziell und gut konstruiert. Nun bin ich gespannt, wie es mit Leo Asker weitergeht.