Rezension

Sektentum, Fremdenfeindlichkeit, Schuldgefühle – schwere Kost!

Der rechte Pfad -

Der rechte Pfad
von Astrid Sozio

Bewertet mit 4 Sternen

Sektentum, Fremdenfeindlichkeit, Schuldgefühle – schwere Kost!

Den Buchtitel könnte man verschiedentlich interpretieren:

Rechtes Gedankengut auf den Gemeindesitzungen – ein düsterer Pfad
Im Wald den rechten Pfad nach Hause zu finden, auch im Dunkeln
Den richtigen Pfad zu Gott, zu Jesus zu finden bei all diesen Heimlichkeiten, strikten Reglements auch in sexueller Hinsicht

Das Cover passt ideal zum Buchinhalt. Im Kern spielen sich in dörflicher Umgebung in einer weltabgewandten Brüdergemeinde familiäre Geschichten ab, die aus den Erinnerungen der nun 40 Jahre alten Hauptperson Benjamin Weißdorn, kurz Benni - der Blödmann, gespeist werden. In zwei Zeitebenen, die nicht klar voneinander gekennzeichnet sind, werden die in der religiösen  Dorfgemeinschaft verbotene Homosexualität, erste sexuelle  und traumatische Kindheitserinnerungen und tiefe Freundschaft behandelt. Dialoge sind im Dialekt des Niederrheins gehalten und verstärken authentisch das allgemeine Miteinander. Anfängliche Andeutungen werden im weiteren Verlauf aufgeklärt, als Unfall werden nach scheinbar eigener Rechtsprechung häusliche Gewalt und vorsätzlich gelegter Brand eingestuft. Die Charaktere sind krass in ihrer Eigenwilligkeit, meist unsympathisch wie der Vater, oft kurios wie die Haushälterin Frau Gothel, einsam mit ihren persönlichen Problemen und dort verloren wie Hana, Lea, Gideon, Simon, Luis, Benni etc. Die angehängte Playlist bildet manche Kapitelüberschrift. Diese Erzählung über eine derart reglementierte Gemeinschaft wirkt sehr authentisch.