Rezension

Senioren und Spione

Der Mann, der zweimal starb -

Der Mann, der zweimal starb
von Richard Osman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was haben der britische Inlandsgeheimdienst MI5, organisierte Kriminalität und die Bewohner einer idyllisch gelegenen Seniorenresidenz mit gehobenem Lebensstil miteinander gemeinsam? Sehr viel, wenn eine der Seniorinnen Elizabeth Best ist, ehemalige Geheimagentin und auch mit 70plus nicht willens, sich mit Handarbeiten, Museumsbesuchen  und Kaffeekränzchen den Alltag zu gestalten. Im zweiten Band um den Donnerstagsmordclub bringt der britische Autor Richard Osman einiges von Elizabeth schillernder Vergangenheit in die Handlung, angefangen von ihem Ex-Mann Douglas, der aus gutem Grund ein Ex ist.

In "Der Mann, der zweimal starb", taucht Douglas erneut in Elizabeths Lebens auf, muss er doch in der Seniorenresidenz auf Tauchstation gehen, da ein internationaler Waffen-Broker ihm an den Kragen will. Er verdächtigt Douglas - nicht zu Unrecht - Diamanten im Wert von 20 Millionen Dollar gestohlen zu haben, die eigentlich einer New Yorker Mafiafamilie gehören. Und die versteht keinen Spaß, wenn es um ihr Eigentum geht.

Klar, dass Elizabeth und ihre Mordclub-Mitstreiter - die ehemalige Krankenschwester Joyce, der Ex- Psychiater Ibrahim und der raubeinige Ex-Gewerkschafter Ron - hier nicht untätig bleiben können. Spione und internationale Verbrecherkartelle, das bringt doch endlich mal wieder Abwechselung in den Seniorenalltag. Und als die ersten Leichen auftauchen, gibt es nur Unmut, als Elizabeth Joyce zum Tatort geholt hat, während Ron nur am nächsten Tag Blutlachen und Einschusslöcher begutachten konnte statt der bereits abtransportierten Leiche - wie schrecklich unfair!

Dabei hat das sympathishc-exzentrische Rentnerquartett schon in eigener Sache genug zu tun: Ibrahim ist bei einem Ausflugin die Stadt Opfer eines Raubüberfalls geworden und krankenhausreif geschlagen worden. Trotz Gehirnerschütterung kann Ibrahim mit seinem Detailgedächtnis den Polizisten Chris und Donna, die schon im ersten Band freundschaftliche Verbindungen zu den Clubmitgliedern geknüpft haben, eine Personenbeschreibung liefern, die die Identifizierung der Täter leicht macht. Allein, es fehlen die Beweise. Da ist es natürlich Ehrensache, dass Elizabeth, Joyce und Ron auf ihre Weis für Gerechtigkeit für Ibrahim sorgen wollen!

Richard Osman dürfte viel Spaß beim Schreiben gehabt haben, ich habe die neuen Abenteuer des Ermittler-Quartetts aus Coopers Chase jedenfalls mit großem Vergnügen gelesen. Sehr britisch ist der Stil dieses Cozy-Krimis mit Humor und genüsslich ausgelebten Skurrilitäten. Dabei gibt es bei aller Unterhaltung und Spannung auch ernste Töne - Einsamkeit, Demenz, Ängste und Unsicherheiten, die nicht nur die Senioren quälen. So unterschiedlich die Persönlichkeiten der Clubmitglieder sind, so unschlagbar sind die vier, wenn sie ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Lebensweisheit zusammenbringen. Die bildhafte Sprache und der süffisante Erzählstil tun ihr übriges. Ich hoffe sehr, bald wieder Neues vom Mordclub lesen zu können!