Rezension

So ein schlechtes Ende hat das Buch nicht verdient

Die Frauen von Tyringham Park - Rosemary McLoughlin

Die Frauen von Tyringham Park
von Rosemary McLoughlin

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt

Der Roman „Die Frauen von Tyringham Park“ von Rosemary Mc Loughlin beginnt im Jahr 1917 auf einem auf einem irischen Landgut, in Besitz der englischen Familie Blackshaw. Lady Edwina und ihr wesentlich älterer Mann Lord Waldron Blackshaw haben zwei Töchter, Victoria und Charlotte. Während Lord Waldron seine meiste Zeit in London verbringt, wendet sich Edwina, die eine begeisterte und ehrgeizige Reiterin ist, der Pferdezucht zu. Die Erziehung und Betreuung ihrer Töchter legt sie gänzlich in die Hände von Angestellten und Kindermädchen.

Der Roman setzt ein, als Edwina mit ihrer 22 Monate alten Tochter Victoria, die in ihrem Kinderwagen schläft, spazieren geht. Sie stellt den Wagen neben dem Stall ab und kümmert sich um ein Pferd. Dann passiert das Unfassbare. Als Edwina zum Kinderwagen zurückkehrt, ist Victoria spurlos verschwunden. Da der Fluss, der neben den Stallungen vorbeifließt, sehr viel Wasser führt, wird sogleich eine große Suchaktion gestartet. Doch Victoria bleibt verschwunden.

Am gleichen Tag verlässt eines der Kindermädchen, Theresa, das Gut, um nach Australien auszuwandern. Nun ist Victorias achtjährige Schwester Charlotte der griesgrämigen Schwester Dixon ausgeliefert, die das Kind psychisch vernachlässigt. Charlottes Kindheit verläuft sehr traurig. Der einzige Lichtblick sind die Reitstunden mit Manus, dem Stallmeister. Sie entwickelt sich zu einer sehr begabten Reiterin doch anlässlich einer Jagdgesellschaft auf Tyringham Park ereignet sich ein weiterer Schicksalsschlag, der die Familie zwingt, das schöne Landgut zu verlassen, um in ihrem Stadthaus in Dublin zu leben.

Auch wenn die gehässige Schwester Dixon die Familie verlassen hat, leidet Charlotte weiterhin unter der emotionalen Vernachlässigung und Feindseligkeit ihrer Mutter. Lord Waldron stellt für Charlotte einen Hauslehrer ein, der ihr Talent zur Malerei weckt und fördert. Charlotte scheint nach der Reiterei eine neue Bestimmung gefunden zu haben.

 

Meine Meinung

Ich habe das Buch gelesen, weil es in den Ankündigungen verglichen wurde mit „Downton Abbey“ und ich diese Serie über alles liebe. Doch anders als in „Downton Abbey“, wo das Haus selber für Werte wie Ehre und Tradition steht und die Geschichte von der ganzen Familie oben sowie der Angestellten in der unteren Etage erzählt wird, handelt „Tyringham Park“, wie der englische Originaltitel lautet, vorwiegend von Charlotte. Der Geist des Hauses hat sich mir überhaupt nicht vermittelt. Es werden durchaus die unterschiedlichen Stände der Angestellten, sowie der Herrschaften dargestellt, aber die Beziehungen erwachen nicht wirklich zum Leben.

Die Protagonistin Charlotte ist eine sehr tragische Figur, die in ihrer frühen Kindheit den Verlust ihrer kleinen Schwester verkraften muss und der tyrannischen Schwester Dixon ausgeliefert ist. Von ihrer Mutter erfährt sie keinerlei mütterliche Liebe, obwohl sie immer wieder um deren Anerkennung buhlt. Ich möchte nicht zuviel verraten, wohin das Leben Charlotte führen wird. Aber es gibt immer wieder sehr düstere Phasen, in denen sie sich gehen lässt und die ich beim Lesen als sehr bedrückend empfunden habe.

Der rote Faden, der durch das Buch führt, ist das ungewisse Schicksal der kleinen Victoria. Charlotte fühlt sich für ihr Verschwinden verantwortlich und wird immer wieder von Alpträumen und depressiven Phasen heimgesucht. Ihre Entwicklung lässt aber zwischendurch immer wieder Hoffnung aufkommen. Mir hat besonders gut gefallen, als Charlotte ihre Talent und ihre Liebe zur Malerei entdeckt hat. Ebenfalls haben mir Beschreibungen der Landschaften recht gut gefallen. Leider sind aber immer wieder genau diese positiven Aspekte zu einem abrupten Ende gekommen und wurden meiner Meinung nach nicht optimal abgerundet.

Die Handlung ist recht spannend und flüssig geschrieben und durch das ungewisse Schicksal Victorias sowie einer anderen Person wird die Spannung durchgehend auf einem gewissen Niveau gehalten. Am Ende löst sich einiges auf, es bleiben aber einige losen Enden, von denen ich nicht einschätzen kann, ob sie in einer Fortsetzung weitergeführt werden oder ob es sich nur um Nebenhandlungen handelt, die man hätte weglassen können.

Die erste Hälfte des Buches hat mir recht gut gefallen, aber als sich die düsteren Phasen immer wieder wiederholten, hat es mich zu sehr heruntergezogen. Das Ende gefällt mir leider gar nicht. Das möchte ich gar nicht weiter kommentieren, weil ich sonst leicht zuviel verraten würde.

 

Mein Fazit

Ich bin leider enttäuscht von diesem Buch, weil ich aufgrund des Marketings etwas ganz Anderes erwartet habe. Es handelt sich um eine düstere Geschichte über die Folgen von Misshandlung und dem Mangel an elterlicher Liebe, vor einer durchaus gut gezeichneten historischen Kulisse. Sicher haben solche Bücher auch ihre Daseinsberechtigung, nicht zuletzt weil sie wahrscheinlich realistischer sind, als der Großteil der historischen Romane, die den Buchmarkt beherrschen. Da ich aber vorwiegend zur Unterhaltung lese, bevorzuge ich doch eher zuversichtlichere Geschichten, Figuren und deren Entwicklungen.