Rezension

Ein irischer Alptraum

Die Frauen von Tyringham Park - Rosemary McLoughlin

Die Frauen von Tyringham Park
von Rosemary McLoughlin

Das irische Landgut Tyringham im Süden der grünen Insel  ist einer der Hauptschauplätze dieses Romans. Dort lebt die Familie Blackshaw mit zwei Töchtern Victoria ist knapp zwei und Charlotte acht Jahre alt. Ihre Mutter Edwina überlässt die Mädchen fast ausschließlich dem Kindermädchen Schwester Dixon, einer sehr unangenehmen Person, die für diese Aufgabe denkbar ungeeignet erscheint. Sie tyrannisiert die Kinder auf grausame Art und Weise, lediglich in Gegenwart Dritter verstellt sie sich sehr geschickt. Der Vater ist meist abwesend, widmet sich in London seinen Geschäften und der Politik.
Bei Charlotte, die sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht, fragt man sich, ob sie nur bockig ist oder doch mehr hinter ihrem Verhalten steckt?

In diesem Umfeld verschwindet die jüngere Tochter Victoria, die neben dem Stall in ihrem Kinderwagen schlief, während sich ihre Mutter um ihre Pferdezucht kümmert. Das Kind wird nicht gefunden, ein Verbrechen wird immer wahrscheinlicher. Dieses einschneidende Erlebnis führt zu einer Reihe von Veränderungen beim Personal, Dixon wird entlassen, geht nach Australien. Aber auch die Familie verändert sich, insbesondere Charlotte wird immer sprachloser und zieht sich völlig in sich selbst zurück.
Nach einem verhängnisvollen Reitunfall, von der Mutter verschuldet, verlässt die Familie das Gut und lebt fortan in der Stadtwohnung in Dublin. Charlotte kehrt nicht ins Internat zurück, ihr Vater stellt einen Hauslehrer für sie ein – und das soll sich in den nächsten Jahren als ihr Glück erweisen.
Charlotte wächst heran, heiratet einen deutlich jüngeren Mann und wird von der Mutter gezwungen, mit ihrem Ehemann ebenfalls nach Australien zu gehen. Die Mutter erwartet, dass sie dort nach Dixon und deren Freundin Teresa sucht, die Victoria damals entführt haben soll. In diese Vorstellung hat sich die Mutter immer mehr hineingesteigert. Es folgen dramatische Jahre am anderen Ende der Welt bis zur Rückkehr 1943, als sich Charlottes Ehemann freiwillig zum Kriegseinsatz melden will. Die Lösung des Verschwindens ihrer Schwester erfolgt in einem furiosen Finale auf Tyringham Park, das zumindest für Charlotte nicht ganz ungefährlich ist. Denn Dixon ist ebenfalls zurückgekehrt und bestellt Charlotte dorthin.

Leider überzeugt dieses Ende ebenso wenig wie der ganze Roman. Dieser ist alles in allem zwar spannend zu lesen und ein ordentlich gemachter Schmöker. Ob nun wirklich alle Aktionen und Reaktionen der Figuren wirklich logisch, nachvollziehbar und auch glaubhaft wirken, sei mal dahingestellt. Leider werden auch Handlungsfäden entwickelt, die dann nicht zu Ende erzählt werden. Das ist schade und lässt einen am Ende mit offenen Fragen zurück.
Dieser Roman ist meines Erachtens ein Buch, mit dem man sich zwischendurch mal ganz gut unterhalten kann, wird aber nicht großartig im Gedächtnis bleiben.