Rezension

So wird ein Schuh draus

Im Reich der Schuhe -

Im Reich der Schuhe
von Spencer Wise

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch hat sich den Schuh zum Thema gemacht. Ob in Handlung, Beschreibungen oder Gesellschaftskritik – immer ist es der Schuh, der alles verständlich macht und aus Einzelteilen eine Einheit macht.

Das Buch hat sich den Schuh zum Thema gemacht. Ob in Handlung, Beschreibungen oder Gesellschaftskritik – immer ist es der Schuh, der alles verständlich macht und aus Einzelteilen eine Einheit macht.

Zuerst einmal gibt der Schuh das Thema vor. Die Geschichte spielt in einer Schuhfabrik in China. Alex ist der Sohn des Chefs und gerade dabei voll ins Geschäft einzusteigen. Dabei schärft sich sein Blick für das harte, ungerechte Leben der Arbeiter, für die Politik Chinas und das Handeln von Ausländern, wie ihn, im Fernen Osten.

Der Schuh steht für Alex‘ Wunsch nach Selbstverwirklichung und ein Leben außerhalb des permanenten Einflusses seines Vaters. Da sind aber auch die unverkennbaren Oxforder an den väterlichen Füßen, die Heimat und Familienzusammenhalt versprechen. Da sind auch die Sandalen der wunderschönen Chinesin, die ihm die unschönen Seiten des Landes zeigen will. Da ist der passende Schuh, der Metapher für bessere chinesische Arbeitsbedingungen werden soll.

Der Schuh ist in diesem Buch Symbol für Vieles und bringt den Lesern dabei China, die Arbeitswelt und Gesellschaft dort näher. Ich habe sehr authentische Einblick in diese fremde Kultur bekommen und fand sehr schön, wie der Autor seine Gesellschaftskritik in einer gut geschriebenen Geschichte verpackt. Besonders die eigenwilligen Protagonisten, ihre Beziehungen untereinander und vor allem auch ihre Dialoge machen das Buch unterhaltsam und spannend.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gut finde, dass Alex als Jude seine Religion neben China zu einem zweiten Thema macht. Zum einen werden immer wieder Parallelen zwischen Chinesen und Juden und ihrer Position in der Gesellschaft gezogen – das finde ich interessant –, zum anderem lenkt diese Komponente aber auch vom eigentlichen Schwerpunkt ab und spielt keine zu gewichtige Rolle – das stört mich etwas.

Auch kann man dem Buch ankreiden, dass ihm ein steiler Spannungs- und Handlungsbogen fehlt. Die Erzählung entwickelt sich, aber es stehen eher Beobachtungen und Überlegungen im Mittelpunkt und weniger Handlungen.

Nichtsdestotrotz gefallen mir der Erzählbogen und die Auflösung der Geschichte sehr gut. Das Buch setzt sich aus mehreren Personen, Blickwinkeln, Einstellungen und Lebenswegen zusammen und dadurch wird am Ende ein Schuh draus.