Rezension

Sonniges Kreta – dunkle Traditionen

Die toten Engel von Kreta -

Die toten Engel von Kreta
von Anja Marschall

Bewertet mit 5 Sternen

Spannend, abenteuerlich, Urlaubsfeeling gemischt mit der dunklen Seite Kretas

 

„Die toten Engel von Kreta“ von Anja Marschall ist ein spannender Krimi mit abenteuerlichen Szenarien und griechischem Urlaubs-Flair.

Klappentext:

Thea reist nach Kreta, wo ihre Tochter einen tödlichen Unfall hatte. Doch die Tote, die sie identifizieren soll, ist nicht Anna. Wo ist ihr Kind? Zusammen mit einem geheimnisvollen Einheimischen, der sich Alexis nennt, stellt Thea auf eigene Faust Nachforschungen an, denn die Behörden verweigern ihre Hilfe. Nach und nach muss sie jedoch erkennen, dass Alexis von ganz eigenen Motiven angetrieben wird. Wer ist er wirklich – und was will er von Theas Tochter?

Bereits das ansprechende Cover mit blauem Himmel, Meer und einer griechischen Kapelle stimmt auf das Umfeld ein, in dem sich die Krimihandlung bewegt. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der nicht genau festgelegten Gegenwart. Ich war besonders gespannt auf dieses Buch, kannte ich doch bislang Anja Marschall nur als Autorin sehr akribisch recherchierter historischer Romane. Auch dieser Krimi basiert auf gewissen historischen Fakten. Mit dem Kernthema, den auch heute noch in den Bergen Kretas vorkommenden Blutfehden, hat sich die Autorin eingehend befasst. Sehr informativ fand ich die im Nachhang erklärten Fakten bzw. was Fiktion ist.

Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel, öfters mit einem Cliffhanger endend, animieren zum Weiterlesen. Die Kapitel verfügen weder über Zeit- und Ortsangaben, wodurch man ein wenig den Überblick über die Dauer der Suche verliert. Die bildhaften Beschreibungen der vielseitigen Landschaft Kretas, von herrlichen Badestränden und Urlaubsflair bis zu felsiger Gebirgslandschaft vermitteln nachhaltiges Kopfkino. Das griechische Ambiente, das Lokalkolorit wird durch kurze griechische Dialoge und kulinarische Genüsse unterstrichen.

Gleich von Beginn weg fühlt man sich mitten im Geschehen, empfindet mit der verzweifelten Mutter, die ihr Kind zunächst tot wähnt und sich schließlich mangels behördlicher Unterstützung dazu entschließt, ihr Tochter selber zu suchen – ohne ausreichende finanzielle Mittel, ohne Sprachkenntnisse, auf sich allein gestellt. Als Alexis ihr Hilfe anbietet, wandelt sich die Suche immer mehr in eine packende abenteuerliche Flucht mit gefährlichen Momenten bzw. in einen Wettlauf gegen die Zeit: wer findet Anna früher, sie oder ihre Gegner? Primär erlebt man das Geschehen aus Theas Sicht, doch kurze Perspektivenwechsel zur vermissten Anna und zur Gegenseite beleben die Handlung, steigern die Spannung, die somit bis zum dramatischen Showdown nie nachlässt.

Die Charaktere der beiden Protagonisten sind lebendig und emotionell dargestellt. Insbesondere Thea besticht durch ihre Willenskraft, ihren Mut, Anpassungsfähigkeit, körperliche und psychische Stärke. Alexis durchschaut man anfangs schwer, weil ihn so viel Geheimnisvolles umgibt. Letztlich sind seine Handlungen gut nachvollziehbar. Die diversen Nebenfiguren sind auch gut vorstellbar charakterisiert.

Mit „Die toten Engel von Kreta“ ist Anja Marschall ein fesselnder Kriminalroman gelungen, in dem sich Spannungsmomente mit Urlaubsfeeling gut vermischen und man zudem auch über die dunkle Seite Kretas etwas erfährt. Last but not least agieren zwei sympathische Protagonisten, über deren weiteres Schicksal ich hoffe, in Fortsetzungsromanen zu erfahren.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!