Rezension

Spannend bis zum Schluss

Stein - Reinhard Kleindl

Stein
von Reinhard Kleindl

~~Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals auf. Köhler konnte nie gefunden werden.
Nun tauchen plötzlich neue Informationen zu diesem dubiosen Fall auf. Wider Willen nimmt sich die ehemalige Ermittlerin Anja Grabner der Sache erneut an, die sie damals den Job kostete. Es ist nicht auszuschließen, dass Köhler noch immer am Leben ist und sich nach wie vor in der Gewalt seines Entführers befindet. Und ein ganzes Dorf scheint darüber mehr zu wissen, als es zugibt.

Der Autor hat einen tollen, leicht lesbaren Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Auch die düstere, geheimnisvolle Atmosphäre in dem kleinen österreichischen Ort Stein hat er sehr gut getroffen. Dessen Einwohner haben irgendetwas mit dem Verschwinden Köhlers zu tun. Es ist offensichtlich, dass sie ein Geheimnis bewahren.

Mit Anja Grabner hat Reinhard Kleindl eine sehr eigenwillige Ermittlerfigur geschaffen. Ihren Mitmenschen gegenüber benimmt sie sich sehr direkt, oft unfreundlich. Sie ist gewiss niemand, mit dem man sich identifizieren könnte. Aber gerade deshalb ist sie sehr interessant und hebt sich von den Ermittlerinnen anderer Krimis ab.
Generell fand ich eigentlich alle Figuren dieses Buches seltsam, verrückt. Insbesondere die Einwohner von Stein. Aber auch die ehemaligen Kollegen Anjas benehmen sich eigenartig und sind schwer einzuschätzen. Eine wirklich nette und unkomplizierte Person habe ich hier vergeblich gesucht.

Interessant fand ich auch die Rückblenden, welche regelmäßig auftauchen und  in kursiver Schrift gehalten sind. So erfährt man nach und nach mehr darüber, was vor fünf Jahren geschehen ist. Die beiden Zeitebenen sorgen für Abwechslung und bringen etwas Tiefe in die Handlung.

Leider haben sich für mich zum Schluss hin ein paar Kritikpunkte ergeben, die mit der Auflösung zu tun haben und welche ich deshalb nicht näher ausführen möchte. Nur so viel: für mich haben am Ende einige Dinge nicht zusammengepasst. Die Lösung des Falles Köhler konnte mich letztendlich nicht so wirklich überzeugen. Es hat einfach der Aha-Effekt gefehlt. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Insgesamt ein wirklich spannender und empfehlenswerter Thriller mit einer tollen, gruseligen Atmosphäre, wenn auch mit einigen Abstrichen.