Rezension

Spannend und abwechslungsreich

Im Feuer - Eva Lirot, Hughes Schlueter

Im Feuer
von Eva Lirot Hughes Schlueter

Bewertet mit 5 Sternen

„....Manche zappen durchs Fernsehprogramm, ich mich durch Bücher. Steht ja nirgendwo, dass man die nacheinander lesen muss...“

 

Es ist irgendwo in Texas im Jahre 1979. Ein junger Mann verstaut einen anderen im Kofferraum seines Autos und fährt in die Ödnis.

Texas 2013. Auf einer Party trifft der Polizist Murray den Künstler Daniel Hearst. Sein neues, millionenschweres Kunstwerk soll vorgestellt werden. Doch es ist verschwunden.

Im gleichen Monat treffen in der VIP-Lounge des Frankfurter Flughafens mehrere Personen aufeinander: ein Asiate, der den Eindruck macht, als wolle er gleich zuschlagen, ein alter Mann mit ungepflegtem Vollbart, Roger und Kim. In Kims Augen ist Roger ein Dandy. Doch dann registiert Kim, wie Roger den Koffer des Asiaten gegen seinen eigenen austauscht und die Lounge verlässt. Sie folgt ihm.

Das sind nur drei der Handlungsorte, die in dem fesselnden Thriller eine Rolle spielen. Auch wenn das Geschehen an verschiedene Schauplätze wechselt, bleibt Frankfurt Dreh- und Angelpunkt der Handlung.

Das Buch ist spannend geschrieben und hat mich schnell in seine Bann gezogen. Die Autoren haben mehrere Handlungsstränge miteinander verquickt. Roger findet in dem ertauschten Koffer ein besonderes Kunstwerk und muss sich entscheiden, was er damit machen soll. Gleichzeitig taucht der alte Mann aus der Lounge immer wieder in seiner Nähe auf. Und dann finden sich in unbestimmten Abständen Tagebucheinträge.

Der Schreibstil des Buches lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und wechselnde Handlungsorte tragen dazu bei und wecken das Interesse am weiteren Verlauf. Positiv fällt auf, dass zu Beginn jedes Kapitels der Ort und, wenn notwendig, weil vom Verlauf abweichend, die Zeit genannt wird. Orte und Personen werden gut charakterisiert. Ab und an gibt es Rückblenden in die Vergangenheit von Kim und Roger. Dadurch wird ihr Tun und Handeln nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass es häufig überraschende Wendungen gibt. Das betrifft sowohl das Tagebuch als auch die aktuellen Ereignisse.

Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche zwischen Kim und Roger. Kims unterschwelliger Humor und leichter Sarkasmus geben ihnen eine unverwechselbare Note. Obiges Zitat stammt von Kim. Während das Geschehen in Frankfurt alle Elemente eines rasanten Thrillers hat, ist der Schreibstil des Tagebuchs fast ruhig. Trotzdem oder gerade deshalb steckt darin eine Menge an Sprengstoff. Psychische Verletzungen führen Schritt für Schritt zur Katastrophe.

Das Cover mit dem Porträt umringt von Flammen ist auffallend. Kurz vor Ende des Romans befinden sich ein paar Fotos, deren Inhalt eine besondere Rolle spielt, außerdem erscheint dann ab und an eine stilisierte Schlange.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Natürlich gibt es auch kurze Szenen, die dem Geist der Zeit geschuldet sind, so manch abartige Männerphantasie. Den Autoren ist es aber auf unnachahmliche Art gelungen, zwei völlig unterschiedliche Handlungsanfänge zu einem logisch passenden Schluss zusammenzuführen, dabei die Spannung kontinuierlich zu steigern und an einigen Stellen eine spürbare Gesellschaftskritik einzuflechten.