Rezension

Spannend und berührend

Das Schimmern der Träume - Töchter der Freiheit -

Das Schimmern der Träume - Töchter der Freiheit
von Noa C. Walker

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ihnen, Miss Braun, die Verantwortung für meine Familie und damit auch über die Plantage anzubefehlen ist außergewöhnlich, ja. Aber die Lage, in der wir uns befinden noch viel mehr...“

 

Mit diesen Worten stärkt Richard Annie den Rücken, bevor er sich ins Kriegsministerium begibt.

Die Autorin hat eine bewegende Fortsetzung ihrer Saga geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift und bringt die Probleme auf den Punkt. Außerdem sorgt der schnelle Wechsel zwischen den Handlungsorten für einen hohen Spannungsaufbau. Die Autorin weiß genau, wo sie jeweils die Handlung unterbrechen muss, um den Leser bei der Stange zu halten.

Wir schreiben das Jahr 1861. Amerika befindet sich im Sezessionskrieg. Annie, die aus dem Norden kommt und Lehrerin ist, soll sich nun um die Plantage in South Carolina kümmern. Ihr heimlicher Verlobter David, zukünftiger Erbe der Plantage, hat sich als Arzt an die Front bei der Armee der Südstaaten gemeldet. Annie wird getragen durch ihren Glauben und durch das Vertrauen, dass ihr die schwarzen Sklaven entgegenbringen.

 

„...Sie könnte diese (Anmerkung: Zeit) mit Traurigkeit und Angst anfüllen oder jeden Tag hoffnungsfroh und dankbar annehmen, der sie seiner Rückkehr näher brachte...“

 

Die Geschichte spielt zum einen auf der Plantage, wo sich Annie nicht nur mit Mr. Meadow, der sie eigentlich unterstützen soll, herumschlagen muss, sondern auch mit Victoria, die auf die häusliche Plantage zurückgekehrt ist. Außerdem treibt sich ein Fremder auf dem Land herum.

Im zweiten Handlungsstrang erlebe ich David an der Front. Hier erfahre ich einiges über die Kämpfe. Glücklicherweise hält sich die Autorin mit der Beschreibung der militärischen und medizinischen Realitäten kurz. Der folgende Satz könnte auch in unsere Zeit passen:

 

„...Jeden Tag hoffe ich darauf, dass die Menschheit vernünftig wird und diesen unsinnigen Krieg als beendet erklärt...“

 

Der dritte Handlungsstrang erzählt, wie sich Susanna in Washington um misshandelte Frauen kümmert. Sie nimmt sie in ihrem Haus auf. Ihr Mann Marc, der Annies Bruder ist, ist als Kriegsreporter bei den Truppen des Nordens unterwegs. Susanna lebt gefährlich, denn prügelte Ehemänner wollen ungern auf ihre Frauen verzichten.

Der letzte Handlungsstrang führt mich nach Kanses, wo Annies Schwester mit Mann und Kindern lebt. Es langt nicht, dass die Soldaten beider Armee eine Bedrohung sind, auch schwere Krankheiten machen vor den Familien nicht Halt.

 

„...Ein andere Sturm hatte Sophie mit aller Macht im Griff. Es war einer jener Lebensstürme, die über jeden Menschen hinwegfegen konnten, ohne Hoffnung auf Rettung...“

 

Die Autorin versteht es, die Geschichte lebendig zu erzählen und historische Gegebenheiten gekonnt einzuflechten. Gut ausgearbeitete Gespräche geben einen Einblick in die Gefühlswelt und die inneren Kämpfe der Protagonisten.

Nicht unerwähnt möchte ich Bobby lassen, den jüngsten Spross auf der Plantage. Er ist noch Kind, aber er steht Annie zur Seite und ist auch für ungewöhnliche Aufgaben zu motivieren. Die Kinder der Sklaven behandelt er wie seinesgleichen.

Ein Personenregister rundet die Geschichte ab.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie Menschen in schwierigen Zeiten über sich hinauswachsen können.