Rezension

Spannend und überraschend und ein paar kleine Schwächen

Die Stille vor dem Sturm - Marina Heib

Die Stille vor dem Sturm
von Marina Heib

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Segeltörn in die Karibik auf einer Luxusjacht - es verspricht ein herrlicher Urlaub zu werden. Von Gran Canaria aus soll es losgehen, drei Brüder aus reichem Haus und ein Freund mit ihren jeweiligen Freundinnen. Doch gleich der Start verläuft anders als geplant: Der jüngste Bruder lässt sich aus beruflichen Gründen plötzlich entschuldigen und schickt seine neue Freundin allein. Kurz danach auf hoher See nehmen sie einen schiffbrüchigen jungen Mann auf und als am nächsten Morgen eine Leiche aufgefunden wird, scheint alles klar zu sein. Doch als noch jemand stirbt, ist jeder verdächtig.

Der Großteil der Handlung spielt auf der Jacht und die Autorin vermittelt überzeugend die immer bedrückendere und spannungsgeladenere Atmosphäre, die bereits von Beginn an herrscht. Hahnenkämpfe und Zickenkrieg sind allgegenwärtig und als klar wird, dass es einen Mord gab, liegen die Nerven blank. Motive gibt es zuhauf und so könnte jede und jeder der bzw. die MörderIn sein. Ein zweiter Handlungsstrang beschreibt die Leiden eines Entführten und Gefangenen, wobei bis kurz vor Ende völlig unklar ist, welchem Zweck dieser Mensch dient.

Spannung ist somit garantiert, aber ein paar Dinge fand ich nicht so toll. Klar, die Geschichte spielt auf einer Segeljacht, sodass Fachausdrücke durchaus ihre Berechtigung haben. Aber über ein, zwei Seiten lang? Und in Sätzen, dass ich nur noch Bahnhof verstehe wie beispielsweise "Henning, wenn der Präser über dem Gennacker ist, luv ich an, du holst das Großsegel mit der Hydraulikwinsch dicht.". Glücklicherweise legt sich das in der zweiten Hälfte des Buches wieder, aber es hätte trotzdem nicht sein müssen.
Mein zweiter Kritikpunkt ist die Gefühlsduselei mancher Figuren und ihre Klischeehaftigkeit. Bereits auf den ersten hundert Seiten ist klar, wer zu wem gehört bzw. zu wem findet und damit als TäterIn ausgeschlossen wird. Und dass bei all dem Grauen und Entsetzlichen was geschieht, tatsächlich noch jemand auf die Schnelle die Liebe seines Lebens und sein/ihr wahres Ich entdeckt, fand ich völlig überzogen.
Der Schluss dann gipfelte in einem Showdown (!), der selbst Hollywoodmaßstäben gerecht werden würde. Ist schon an eine Verfilmung gedacht ;-) ? Action, Herz, Schmerz - für mich war das doch ein bisschen viel des Guten.

Nichtsdestotrotz: Spannend war das Buch bis zum Schluss!