Rezension

Spannende Dystopie, die einen zum Nachdenken bringt

Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten -

Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten
von Charlotte Richter

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten“ von Charlotte Richter ist eine Dystopie, in der durchaus eine Romanze eingeflochten wird. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung der unterschiedlichen Charaktere und der sogenannten Schuldfrage.

Das Morbus Shade ist über die Welt hereingebrochen. Inzwischen gibt es nur noch 700 Millionen Menschen und von denen sind viele mit dem Virus infiziert. Durch einen Biss können andere Menschen infiziert werden und sie lieben es, Fleisch zu essen. Wenn sie getriggert werden, dann wollen sie nur noch töten und zerstören. Das hat auch Kara hinter sich. Nachdem sie eingefangen und mit einem Serum behandelt wurde, hat sie ihre Infektion im Griff. Dank ihrer Mutter darf sie als normaler Mensch leben, nicht als sogenannte Infizierte. Dadurch wohnt sie ab sofort wieder mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder in einem abgesicherten Bereich, denn für Infizierte ist es nirgends sicher. Hass und Gewalt erfahren sie durch die gesunde Bevölkerung, daher muss Kara gut verstecken, wer sie ist. Doch das wird schwer, als sie Gefühle für Adrian entwickelt, der eine deutliche Haltung gegenüber den Infizierten hat…

Es ist faszinierend zu lesen, wie die Autorin diese Welt kreiert hat, in der ein solcher Virus existiert. Zwischendurch werden Parallelen zu Corona gezogen, wie als es darum geht, dass Sachen gehortet werden. Auch diese getrennten Lager kann ich persönlich gut mit der aktuellen Lage vergleichen, da Ungeimpfte und Geimpfte ja oft aneinandergeraten sind. Hier ist es nur noch extremer. Außerdem werden Schuldige für den Tod von Freunden und Familienangehörigen gesucht. Da die Infizierten leichte Opfer sind, hat die Meute leichtes Spiel, ihre Wut herauszulassen. Gerade in einer Gruppe ist es erschreckend einfach und das wird hier sehr gut aufgezeigt, ebenso wie alles ausarten kann, sobald einer Panik und die Angst der Menschen schürt.

Der Leser kriegt vor allem das Leben von Kara mit, die in der Welt der gesunden Bevölkerung, aber auch in der der Infizierten lebt. Zwischendurch gibt es aber immer wieder kleinere Passagen aus der Sicht der Nebencharaktere, wie zum Beispiel Adrian oder ihrem Vater. Das fand ich sehr gelungen, da so die Gefühle der anderen auch deutlich rüberkommt, sei es nun die Angst, die ihr Vater Kara gegenüber doch hat, oder die Hoffnung der Mutter, doch endlich ein Gegenmittel zu finden, da das Serum langsam ausgeht. Zudem gefallen mir die gesamten Charakterentwicklungen unglaublich gut, allen voran von Mike, der in der Klinik, in der Kara anfangs mit anderen Infizierten lebt, arbeitet. Dieser ist zu Beginn wirklich unsympathisch und hasst die Infizierten geradezu, aber im Laufe der Geschichte merkt er, dass diese auch nur Menschen sind, die sich ihr Schicksal nicht ausgesucht haben und für die es nicht leicht ist, so zu leben. Das Ende ist noch etwas offen und ich hätte gerne gewusst, wie verschiedene Dinge gehandhabt werden, außerdem fand ich es merkwürdig, dass Infizierte einen ganzen Keller auseinandernehmen könne, aber scheinbar in Netzen so leicht gefangen werden können und sie von dort nicht fliehen können. Das fand ich etwas komisch, aber dennoch hat mir das Buch gut gefallen.

Die Autorin hat wirklich unglaublich gut hinbekommen, die ganzen Seiten zu zeigen, die unterschiedlichen Gefühle herauszufiltern und dennoch aufzuzeigen, dass es nicht nur schwarz und weiß, Gut und Böse gibt. Dazu kommen die tollen Charakterentwicklungen, die Vorkomnisse in der Handlung und auch wenn es keine wirklichen Überraschungen für mich selbst gab, wurde ich immer gut unterhalten. Daher gebe ich dem Buch viereinhalb Sterne. Auf Portalen, auf denen es keine halben Sterne gibt, runde ich aber auf fünf auf, da mich das Buch wirklich durchgehend packen konnte.