Rezension

Spannende und außergewöhnliche Vampirgeschichte

Die Wächter, Isle of Night - Veronica Wolff

Die Wächter, Isle of Night
von Veronica Wolff

Inhalt: Annelise ist erst 16, als sie von zu Hause flieht. Ihr Vater ist gewalttätig und dauernd betrunken, ihre Mutter starb, als Annelise vier Jahre alt war und mit ihrer Stiefmutter versteht sie sich auch nicht. Annelise hat einen ungewöhnlich hohen IQ, weshalb es ihr schwer fällt Freunde zu finden. Weil sie gerade ihren Highschool-Abschluss gemacht hat, entschließt sie sich, sich ein College zu suchen. Dort angekommen, gibt es allerdings Probleme bei der Anmeldung und dann geht auch noch ihr Auto kaputt. 
Da wird sie auf einen gutaussehenden jungen Mann aufmerksam, der ihr anbietet, ihr zu helfen. Mit seinen außergewöhnlichen Überredungskünsten überzeugt er Annelise, mit ihm auf eine kleine Insel im Norden Europas zu fliegen. 

Annelise erwartet eine Art Universität für Hochbegabte, muss aber feststellen, dass sie da falsch lag. Gleich nach ihrer Ankunft wird ihr vom Schulleiter gesagt, dass einige der Anwesenden Vampire sind. Und als wäre das nicht schon Schock genug, muss sie mit ansehen, wie eine ihrer Mitschülerinnen vor allen Augen getötet wurde – nur weil sie einem Vampir widersprochen hat.

Für Annelise steht fest: Sie muss die Insel so schnell wie möglich verlassen – bevor sie endet wie Mimi. Mit ihrer Einwilligung, Ronan zu begleiten, hat sie sich aber verpflichtet, die Insel nicht mehr zu verlassen, bis sie ihre Ausbildung vollendet hat.
Dass es keine normale Schule ist, war Annelise schnell klar. Doch dass die Schülerinnen (ausschließlich weiblich) dort zu Wächterinnen ausgebildet werden sollen, die später den Vampiren (ausschließlich männlich) helfen sollen, schockiert sie schon ziemlich.
Die Erkenntnis, dass der Tod von Mimi längst nicht der Einzige bleiben wird, bestärkt sie in ihrem Beschluss. Sie muss die Insel verlassen – bevor sie stirbt.

Meinung:
Wieder ist es eine komplett neue Geschichte – für mich jedenfalls.
Annelise erwartet eine ganz normale Schule und findet sich stattdessen auf einer Insel wieder, wo sie neben Phänomenologie (z.B. Schlösser knacken, PCs hacken) Dinge wie Fitness, Anstandslehre und Kampftechniken lernt. 
Anfangs kommen ihr die Fächer seltsam vor, aber besonders an Phänomenologie findet sie Gefallen, da das das einzige wissenschaftliche Fach ist. Körperlich sieht es für sie allerdings  nicht ganz so gut aus und sie muss sich sehr anstrengen, um mit ihren Kommilitoninnen mithalten zu können. 

Charaktere:
Annelise (bzw. Drew, wie sie lieber genannt wird) mochte ich ganz gerne. Dadurch, dass sie einen überdurchschnittlichen IQ hat, ist sie etwas arrogant und denkt, sie steht über allen anderen. Trotzdem hat sie sich meistens nicht gerade klug verhalten. Klar, in den Phänomenologie-Stunden war sie die Beste, aber ansonsten kann ich ihre Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen. Drew ist total vorlaut und spricht einfach das aus, was ihr gerade durch den Kopf geht. Dass sie sich damit immer größere Schwierigkeiten einhandelt, scheint ihr gar nicht bewusst zu sein. 
Dass die Protagonistin klüger war als alle anderen und deshalb eine Außenseiterin, war aber auf jeden Fall mal etwas anderes. ;-)
Sie ist außerdem total dickköpfig. Sie denkt, sie weiß immer alles besser und gibt es nicht zu, wenn sie mal unrecht hatte. Auch wenn ihr jemand hilft, ist sie manchmal undankbar, weil sie denkt, sie hätte es alleine besser gekonnt.

Ronan war der gutaussehende junge Mann, der natürlich in keinem Fantasy Buch fehlen darf. Er taucht überraschend auf, als Annelise Probleme bei der Anmeldung zum College hatte und nimmt sie mit auf die Insel. Zuerst ist sie sauer auf ihn, aber weil es sein Job ist, neue Auszubildende zu finden, sieht sie nach einiger Zeit darüber hinweg.
Ronan selbst ist ruhig und spricht nicht mehr als nötig. Auch/besonders (?) gegenüber Annelise (er ist der Einzige, der sie so nennt) ist er verschlossen und abweisend.

Das Ende war ziemlich offen und so, dass ich direkt weiterlesen wollte. 
Da das Buch aber erst im Dezember letzten Jahres erschienen ist, werden wir wohl leider noch lange auf eine Fortsetzung warten müssen.

Fazit:
Der Begriff „eine etwas andere Vampirgeschichte“ wird mittlerweile auch wieder bei jedem dritten Buch verwendet, hier würde ich ihn aber auch benutzen. ;-)
Das Buch war besonders zum Schluss hin sehr spannend und neu.
Ich kann es definitiv empfehlen. :)
4,5/5