Rezension

Spannender historischer Roman

Im Bann der magischen Insel -

Im Bann der magischen Insel
von Nora Berger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber um ehrlich zu sein, ich habe Onkel Clemens immer beneidet. So ein Leben in der Karibik ist auf jeden Fall interessanter, als in Paris als Advokat jahrelang den trockenen Staub liegen gebliebener Akten zu schlucken...“

 

Als Gabriel davon träumt, die Plantage zu führen, ahnt er nicht im entferntesten, das das Leben in der Karibik für ihn nicht nur interessant, sondern lebensgefährlich wird.

Was war dem vorausgegangen? Nach dem Tod von Clemens im Jahre 1836 ist Baron de Percault, sein Bruder ud Gabriels Vater, nach Guadeloupe gereist, um die Erbschaftsangelegenheit zu klären. Gabriel sollte in Paris bleiben, um sein Jurastudium abzuschließen. Das hat er nun getan. Von dem Vater aber fehlt seit einiger Zeit jegliche Nachricht. Also entschließt sich die Mutter mit Gabriel und ihrer Tochter Julie selbst auf die Insel zu fahren. Begleitet werden sie von Julies Hauslehrer.

Bevor Julie das Schiff betritt, wirft ihr eine Wahrsagerin ein unscheinbares Amulett hinterher.

Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Sie verknüpft die historischen Fakten mit einer Prise Magie.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich geschickt den Gegebenheiten an. Sehr schön wird die farbenprächtige Landschaft beschrieben.

 

„...Schon bald erreichten sie zu Fuß ein zauberhaftes Naturbecken aus Felsen, gefüllt mit klarem Wasser, in das aus etwa 10 Meter Höhe die Kaskaden der Wasserfälle hinunterstürzten...“

 

Doch die Insel hat ihre Schattenseiten. Frankreich hat den Zuckerbaronen erlaubt, Sklaven zu halten. Geflohene Sklaven führen nun Krieg gegen ihre ehemaligen Herren. Während der Verwalter auf Clemens` Plantage brutal mit den Arbeitern umgeht, herrscht auf der benachbarten ein anders Verhältnis. Gabriel wird angesichts eines Sklavenmarktes folgendes durch den Kopf gehen:

 

„...Es erschütterte ihn aufs Tiefste, Menschen so dahinvegetieren zu sehen. Aus tiefster Seele revoltierte alles in ihm und sagte ihm, dass es so etwas nicht geben dürfte, dass alle Menschen Brüder seien und dass hier eine unverzeihliche Grausamkeit geschah...“

 

Während sich Gabriel auf die nicht existierenden Spuren des Vaters begibt und um den Besitz der Plantage kämpfen muss, lernt Julie auf der Nachbarplantage Charles kennen. Der will leider zwei Dinge vereinbaren, die sich nicht vereinbaren lassen. Einerseits spricht er zu Julie von Liebe, andererseits wird er die Geigerin Solange ehelichen, um mit ihr in Paris eine Karriere als Musiker zu beginnen. Sie ist die Könnerin, er nur ein wichtiges Anhängsel.

Korruption und Sklavenhandel bestimmen das Leben auf der Insel. Recht und Gerechtigkeit haben einen schweren Stand.

Mehrmals erhalte ich Einblicke in die alte Religion der Afrikaner. Julie hat es ihrem Amulett und dessen Magie zu verdanken, das manch Erleben für sie gut ausgeht. Ein katholischer Pfarrer auf der Insel sieht das pragmatisch.

 

„...Aber überall in den französischen Kolonien hat sich seit vielen Jahren die christliche mit den heidnischen Religionen vermischt. Zauberei ist meiner Meinung nach eine Art von Suggestion – mit erstaunlichen Folgen...“

 

Das Buch lässt mich mit einem heftigen Cliffhanger zurück. Es hat mir ausgezeichnet gefallen.