Rezension

Spannender Jugend-Thriller mit absolut überraschendem Ende

Ich sehe was, was du nicht siehst - Mel Wallis De Vries

Ich sehe was, was du nicht siehst
von Mel Wallis De Vries

Bewertet mit 4 Sternen

Der neue Jugend-Thriller "Ich sehe was, was du nicht siehst" von Mel Vallis de Vries war mein erstes Buch der holländischen Autorin, wird aber - so viel sei schonmal verraten - nicht mein letztes von ihr geblieben sein.
Erzählt wird die Geschichte eines Campingurlaubes von vier Mädchen, die ein halbes Jahr zuvor ihre gemeinsame Freundin Emma verloren haben. Diese ist nach einer Weihnachtsfeier spurlos verschwunden und seither hat jedes der Mädchen mit Schuldgefühlen zu kämpfen und versucht auf ihre eigene Art mit dem Verlust fertigzuwerden. Um den längst geplanten gemeinsamen Urlaub nicht abzusagen, fahren die vier verbliebenen Freundinnen nach Frankreich, obwohl von Emma, die eigentlich hätte dabei sein sollen, weiterhin jede Spur fehlt. Dort angekommen wird schnell klar, dass die Mädchen längst nicht über diesen Schicksalsschlag hinweg sind und es zeigen sich schnell Risse in der brüchigen Fassade ihrer Freundschaft. 
Die Autorin schafft es gekonnt, eine leicht gruselige Atmosphäre zu schaffen und man lässt sich gerne von der immer mehr an Spannungen zunehmenden Handlung mitreißen. Immer wieder schöpft man Verdacht, nur um kurz darauf seine Überlegungen was denn nun mit Emma geschehen sein könnte wieder zu verwerfen und erneut im Dunkeln zu tappen. Und ohne zu viel zu verraten: das Ende und die Auflösung sind absolut nicht vorhersehbar.
Der Schreibstil in welchem die Story erzählt wird ist einfach gehalten, so dass dieser Thriller auch für Jugendliche (und natürlich auch Erwachsene) geeignet ist, die sonst nicht so viel lesen. Die Spannung tut ihr übriges und so fliegt man nur so durch die Seiten und mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Die Charaktere werden von der Autorin alle sehr unterschiedlich dargestellt; so hat jede der Freundinnen gänzlich unterschiedliche Eigenschaften und nimmt eine eigene Rolle in der Gruppe ein. Die eine mag man vielleicht mehr, die andere weniger, wobei auch die mir etwas unsympatischeren Mädchen im Laufe der Geschichte Identifikationsmöglichkeiten boten.
Eine kleine Schwäche war für mich, dass ich besonders zu Anfang durch die sehr häufigen Perspektivwechsel mehrfach durcheinanderkam, welches der Mädchen denn nun gerade erzählt. Hier hätte ich mir etwas längere Abschnitte gewünscht.
Alles in allem ein wirklich spannender Thriller, der besonders für Jugendliche, Gelegenheitsleser oder  für zwischendurch geeignet ist und mit einem absolut überraschenden Ende aufwartet. Ein Buch, welches ich gerne weiterempfehle und welches mich nun neugierig nachschauen lässt, was die Autorin sonst noch geschrieben hat.