Rezension

spannender Jugendthriller

Stirb leise, mein Engel!
von Andreas Götz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Letzter Ausweg: Suizid. Drei Teenager nehmen sich das Leben, alles deutet darauf hin, dass sie Selbstmord begangen haben. Ihre Abschiedsbriefe sind glaubwürdig, ihre psychische Situation war labil, sie alle waren in Behandlung. Kein Grund für Zweifel, bis der Fall eine mysteriöse Wende nimmt und der Verdacht laut wird, dass doch mehr dahinter stecken könnte.

Ein wenig hat mich diese Situation an die Selbstmordserie in Nordamerika 2011 erinnert. Damals haben sich viele verzweifelte Jugendliche das Leben genommen, weil sie nicht akzeptiert, gemobbt, verachtete worden sind und sie mit ihren Leben nicht klar kamen.

Doch in diesem Buch wird schnell klar, dass die Mädchen einen anderen Hintergrund hatten. Zwar wollten sie ihrem Leben entfliehen, doch sie sahen für sich die Hoffnung auf Besserung, indem sie mit ihrer Liebe in den Tod gehen. Ein Irrtum, der ihnen zu spät bewusst wurde.

 

Sascha ist ein Heranwachsender aus München, der sich nach dem Tod seines Vaters in das Leben zurückkämpft und versucht, alles wieder in geregelte Bahnen zu bringen.

Seine neue Nachbarin Joy scheint ein kleiner Lichtblick zu sein. Sie ist sehr offen und herzlich, die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. Gemeinsam beschließen sie, den mysteriösen Selbstmorden etwas mehr auf die Spur zu gehen, als sie das Gefühl haben, dass doch mehr dahinter steckt.

Sascha durchläuft im Buch eine Entwicklung, die ich sehr schön zu beobachten fand. Es dreht sich nicht nur um die Opfer-Täter-Beziehungen, sondern es wird auch Raum geboten, dass er sich entfalten kann. Es gelingt ihm, seine eigenen Probleme anzugehen, er wird mutiger und selbstbewusster, was ihm auch hilft die anstehenden Ereignisse zu verkraften.

Neben Sascha und Joy lernen wir noch weitere Schulkameraden und die Mütter der beiden Jugendlichen kennen, auch eines der Opfer ist eine Bekannte von Sascha, wodurch ihn der Fall noch persönlicher betrifft. Insgesamt hat mir die Mischung der Charaktere gut gefallen, von den wichtigen Personen erfährt man auch genug, um sie einschätzen zu können. Besonders geheimnisvoll blieb natürlich der Täter, über den ich an dieser Stelle auch nicht zu viel verraten möchte.

 

 

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte hat sich flüssig und leicht lesen lassen. Besonders gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Perspektiven, die auch durch unterschiedliche Erzählformen voneinander abgehoben wurden. Es gibt Passagen aus Sicht des Mörders, die deutlich machen, was in seinem kranken Hirn vorgeht und in der Ich-Perspektive geschrieben sind. Dann gibt es Abschnitte aus der Sicht der Opfer, die aufzeigen, was in ihrem Leben falsch gelaufen ist und wieso sie den Suizid als möglichen Ausweg betrachten und weite Strecken der Geschichte sind aus der Sicht von Sascha geschrieben, der in die ganze Sache mit verstrickt ist. Diese Abschnitte werden nicht in der Ich-Perspektive erzählt, so dass es eine deutlich Abgrenzung zum Täter gibt und man sich gut orientieren kann.

Im Verlauf des Buches wird man auf verschiedene Fährten geführt, man kann miträtseln und grübeln, wie alles zusammenhängt und wer nun hinter den Morden steckt. Dadurch wird die Spannung gut erhalten und man möchte einfach weiterlesen, um der Auflösung näher zu kommen.

 

Auch das Cover passt super zum Buch. Es ist recht schlicht gehalten, doch durch die Farbwahl wird man schon auf das Thema eingestimmt. Trauer und Tod stehen immer wieder im Mittelpunkt des Buches. Sehr sensible Themen, die gut verpackt und bearbeitet wurden.

„Stirb leise, mein Engel“ ist ein gelungener Jugendthriller, der für viel Spannung sorgt.