Rezension

Spannender Krimi mit brisanter Thematik

Finstere Geschäfte - Cornelia Härtl

Finstere Geschäfte
von Cornelia Härtl

Bewertet mit 5 Sternen

 

Die Sozialarbeiterin Lena Borowski hat sich im Fitnessstudio ausgepowert, um Stress abzubauen. Tamae, ihre japanische Geliebte, ist für einige Zeit in die Heimat zurückgekehrt. Karin, ihre zweite Geliebte, scheint sich seit einiger Zeit zurückzuziehen. Und dann war da noch Gerd Rohloff, Besitzer einiger Unterkünfte im Rotlichtviertel. Der Mann hatte sie während des letzten Falls aus dem Gleichgewicht gebracht. Auf der Arbeit, wo sie sich um die Weiterbildung von Hartz IV-Empfängern kümmert, war heute ihre Kollegin Emilia nicht erschienen. Lena hatte gestern Emilias Aktentasche an sich genommen, die diese stehen gelassen hatte. Sie hatten aber Emilia am Abend nicht mehr erreichen können. Wenige Stunde später wird Emilia gefunden. Ihr Tod durch Erhängen wird als Selbstmord eingeordnet. Doch Lena zweifelt daran.

Es handelt sich um den zweiten Krimi mit Lena Borowski. Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen, lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Inhalt des Romans gliedert sich in zwei Erzählstränge. Zum einen geht es um Lena und ihre Nachforschungen im Amt. Zum anderen wird in kursiver Schritt das Leben eine jungen Zwangsprostituierten aus Nigeria dargestellt.

Zum Schluss werden beide Erzählstränge zusammengeführt.

Die Autorin versteht es, ihren Schreibstil dem jeweiligen Inhalt anzupassen. Der Bericht über die junge Sunita ist erschütternd. Das Mädchen ist Ware und hat zu gehorchen. Jede noch so kleine Auflehnung wird brutal bestraft. Es gibt keinen Lohn, keinerlei Freiheit und nicht einmal genug zu essen. Ein Verlassen des Hauses ist unmöglich. Die Angst und die Ohnmacht des Mädchens ist mit den Händen greifbar. Schläge und brutale Vergewaltigung sind die Regel, nicht die Ausnahme. Die Wünsche der Freier sind Gesetz. Nur eines hält das Mädchen am Leben, die Hoffnung, dass der Freund ihrer Kindheit sie findet und befreit.

Im Gegensatz dazu wird in der eigentlichen Krimihandlung Lena als selbstbewusste junge Frau dargestellt, die sich ihrer Haut zu wehren weiß. Auch im Beruf deckt sie Ungereimtheiten konsequent auf und lässt sich nicht einschüchtern. Sie ist aber auch eine Frau mit Ecken und Kanten. Das führt zu Konflikten in persönlichen Beziehungen. Natürlich belasten sie die Probleme in ihrem Privatleben. Auch bei Lena werden die Emotionen gut mit Worten und Taten herausgearbeitet. Angst um das Leben der Freundin, Zorn über die Feigheit anderer und Freude über erreichte Erfolge sind wichtige Themen. Ihre widersprüchlichen Gefühle zu Gerd werden gekonnt aufgezeigt.

Die Autorin versteht es, mich als Leser zum Miträtseln einzuladen. Dabei muss ich durchaus Umwege gehen. Die Handlung ist abwechslungsreich und häufig für eine Überraschung gut.

Das Cover passt ausgezeichnet zum Thema. Das Buch zeigt auf, was vielleicht hinter den hell erleuchteten Fassaden geschieht.

Der Kriminalroman hat mir ausgezeichnet gefallen. Das lag an der ungewöhnlichen Ermittlerin, der fesselnden Handlung und den politisch brisanten Themen, um die sich die Geschichte rankte. Es ist bitter, miterleben zu müssen, wie hilflos die Polizei gegenüber der brutalen Ausbeutung oft minderjähriger Frauen ist.

Kommentare

Christian Bosten kommentierte am 01. September 2015 um 21:47

Sehr gelungene Rezension! Den Krimi merke ich mir.