Rezension

Spannender Roman um eine Schuld aus der Vergangenheit, dem es noch ein wenig an Feinschliff fehlt. Lesenswert.

Ira - Alexandra Schmidt

Ira
von Alexandra Schmidt

Bewertet mit 3 Sternen

War es das wert?

Bei „Ira. Zorn des Taaffeits“ handelt es sich um das Erstlingswerk und den Auftakt zu einer Krimireihe um Edda Betony von Alexandra Schmidt. Das Buch ist 2018 bei BOOKS on DEMAND erschienen und umfasst 232 Seiten.

Die 30-jährige Edda Betony erfährt, dass ihr Cousin Tewes entführt wurde. Kurz entschlossen macht sie sich zusammen mit dessen Bruder Gunnar auf den Weg, die Entführer aufzuspüren. Dabei stoßen die Beiden nicht nur bei Carl, dem Familienoberhaupt, auf eine Mauer des Schweigens, darüber hinaus führen die Umstände sie auch tief in Eddas Familiengeschichte zurück, in der es einige Geheimnisse gibt.

Mit dem einleitenden Prolog, der in die Leser/innen in die Vergangenheit zurückversetzt, tun sich gleich eine Menge Fragen auf, allen voran, welches Geheimnis der junge Mann tief im Steinlinder Stausee zu versenken gedenkt. Nach einem Zeitsprung in die Gegenwart, der mit einer bildhaften Darstellung eines deutschen Frühsommertages beginnt, werden die Lesenden dann mitten ins Geschehen, nämlich die Entführung, hineingezogen. Mit diesen beiden Elementen gelingt es der Autorin sehr gut, einen Spannungsbogen aufzubauen, der sich durch das gesamte Geschehen hindurchzieht. Häppchenweise erhalten die Leser/innen während des Lesens neue Informationen über das im Prolog Geschehene und dessen Hintergründe, was der Spannung und Neugier immer weiteren Aufwind gibt und die Leser/innen bis zum Ende mitfiebert lässt. Bevor in einem ruhigeren Ende und einem abschließenden Epilog alle noch offenen Fragen geklärt werden, präsentiert die Autorin gegen Ende noch einmal einen actionreichen, dramatischen Showdown. Der Roman ergibt schließlich ein in sich geschlossenes Ganzes.

Die Zahl der Protagonisten ist übersichtlich, sie entstammen vor allem zwei Familien, die seit vielen Jahren ein Schicksal miteinander teilen, wobei lediglich die beiden Familienväter dieses kennen und die Lesenden gleichsam parallel zu den übrigen Protagonisten dasselbe ergründen. Die jeweiligen Charaktere sind gut beschrieben und das Geschehen wird aus jeweils wechselnden Perspektiven geschildert, was ebenfalls einen Einblick in die Personen vermittelt. Mir persönlich erschienen die Figuren jedoch teils recht naiv, ihre Handlungsweise konnte ich nur bedingt nachvollziehen, z.B. wenn die Protagonisten sich während ihrer Gefangenschaft wie junge Kinder streiten oder Edda, während ihr Cousin gefangen gehalten wird, auf die Idee kommt, schwimmen zu gehen. Hier hätte ich mir Protagonisten gewünscht, die mehr entsprechend ihrem Alter, das zwischen 30 und 45 liegt, agierten. Sehr gut indes hat mir die Darstellung der beiden Väter gefallen.

Stil und Sprache der Autorin sind eingängig und leicht zu lesen, weshalb man beim Lesen flott vorankommt. Als etwas ungewandt empfand ich einige Formulierungen, was mich beim Lesen leicht irritierte, wenn z.B. eine Figur „bitter schmunzelt“. Bei beschreibenden Szenen beweist Alexandra Schmidt jedoch, dass sie fähig ist, Sprache pointiert und sehr ansprechend zu verwenden.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Kriminalroman um eine spannende , solide konstruierte Geschichte, die Leserinnen und Leser zu packen vermag und bis zum Ende miträtseln lässt. Eine etwas flüssigere Sprache und „erwachsenere“ Protagonisten hätten mir noch mehr zugesagt, doch hat mir das Buch alles in allem einige schöne Lesestunden beschert und ich bin gespannt, wie es mit der Familie Betony/Hederich weitergeht.