Rezension

Spannender und tiefgründiger Thriller

Boy in a White Room
von Karl Olsberg

Bewertet mit 5 Sternen

"Boy in a white room" von Karl Olsberg (erschienen bei Loewe) ist ein Jugendbuch mit Thrillercharakter, dass sicher Liebhaber in allen Altersklassen findet.
Der Hauptprotagonist erwacht in einem sterilen Raum und kann sich an nichts persönliches erinnern. Während er alle Informationen abrufen kann, die sein Allgemeinwissen betreffen, scheint sein episodisches Gedächtnis wie ausgelöscht. Er kann sich nichteinmal mehr an seinen Namen erinnern. Nach und nach erarbeitet er sich durch Nachdenken und Internetrecherchen einige Informationen. Als sein Vater zu ihm Kontakt aufnimmt wird alles vermeintlich aufgeklärt, bis er zufällig ein Mädchen in einem Livestream sieht, dass ihm sehr bekannt vorkommt... Wer ist sie und sagt sein Vater ihm die Wahrheit?
Der Roman spielt in einer virtuellen Welt. Der Junge erwacht dort und befindet sich auch lange Zeit des Romans darin. Das macht es ihm schwer zu unterscheiden, welche Informationen, die er erhält echt sind und welche gefälscht. Einzig auf seinen Verstand kann er sich voll verlassen. Da der Roman in der Ich- Perspektive verfasst ist, tappt der Leser genauso im Dunkeln, was den Wahrheitsgehalt der Informationen angeht. Dadurch kann man sich besonders gut in die besondere Lage des Protagonisten hineinversetzen und seine Emotionen und Gedankengänge gut nachvollziehen. So bleibt die Handlung von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Unvorhergesehene Wendungen tun dazu ihr übriges. 
Die Geschichte ist sehr philosophisch. Immer wieder wird Bezug auf Descartes genommen, wodurch dessen Theorien eine moderne Anwendung erfahren. Trotzdem ist der Roman leicht verständlich und keineswegs langatmig. Im Gegenteil: Die pilosophischen Elemente fügen sich nahtlos in die rasante Handlung ein und regen zum Nachdenken an. Durch gelungene Dialoge und einen detailreichen Schreibstil wird das ganze abgerundet. Besonders die einzelnen virtuellen Welten sind sehr detailverliebt beschrieben, wodurch man sie sich problemlos vorstellen kann.
Der Roman ist eigentlich ein Jugendbuch. Trotzdem denke ich, dass man ihn auch getroßt unter dem Genre "Thriller" verkaufen könnte, denn die spannende und tiefgründige Handlung ist für alle Altersklassen geeignet.