Rezension

Spannendes Retelling mit Höhen und Tiefen

Welch grausame Gnade -

Welch grausame Gnade
von Chloe Gong

Bewertet mit 4 Sternen

Die Ausmalung der Details und des Geschichtlichen Hintergrunds vermitteln dem Leser das Gefühl Shanghai ist eine Person, welche mit sich selbst in Konflikt steht.

Inhalt:

1926 – Shanghai pulsiert im Rhythmus der Ausschweifungen.

Eine Blutfehde zwischen zwei Banden färbt die Straßen rot und lässt die Stadt hilflos im Chaos versinken. Im Zentrum des Geschehens steht die achtzehnjährige Juliette Cai, eine emanzipierte junge Frau, die die stolze Nachfolgerin an der Spitze der kriminellen Scarlet Gang werden will. Ihre einzigen Rivalen an der Macht sind die White Flowers, die die Scarlets seit Generationen bekämpfen. Jeder Schritt der White Flowers wird von Roma Montagov geplant, Juliettes erster Liebe ... und ihrem ersten Verrat.

Doch als Gerüchte über eine Krankheit umgehen, die in den Wahnsinn treibt, und sich die Todesfälle häufen, müssen Juliette und Roma ihre Waffen – und ihren Groll – beiseitelegen und zusammenarbeiten. Denn wenn sie dieses tödliche Chaos nicht aufhalten, wird es keine Stadt mehr geben, die sie regieren können.

Meine Meinung zum Buch:

Zuallererst muss ich betonen, wie gut mir die Beschreibung Shanghais im 20. Jahrhundert gefallen hat: Die Darlegung der Gesellschaft mit der an manchen Stellen deutlich werdenden Kritik der Autorin bezüglich dereren Tun und Treiben, das Leben der einzelnen Charaktere, welches von dieser Millionenstadt geprägt ist und die Ausmalung der Details und des Geschichtlichen Hintergrunds, was dem Leser das Gefühl vermittelt Shanghai ist eine Person, welche mit sich selbst in Konflikt steht. Alle diese Faktoren haben zu einer brillianten Darstellung der Stadt gesorgt, was eine wunderbare Einbettung und Identifizierung mit den Charakteren ermöglicht. 

Diese Einbettung hat auch schließlich dazu geführt, dass auch einige "schwächere" Stellen in der Handlung nicht so schwer zur Last gefallen sind. Leider hat sich der Hauptcharakter, Juliette, meiner Meinung nach zu wenig entwickelt. Oft ging es nur darum, wie stark und grausam sie doch aufgrund ihrer Position sein muss und das sie keine andere Wahl hat. Mir wurde diese Begründung für ihr Handeln einfach zu oft wiederholt. Oft ergibt sich dieser Fakt ja auch direkt aus der Situation und muss nicht immer wieder im inneren Dialog betont werden.

Andererseits finde ich diesen "Geschlechtertausch" mit Romeo schon sehr spannend. In Shakespears Klassiker ist Romeo derjenige der für Juliette kämpft, während Juliette als "Damsel in distress" dargestellt wird. Hier tauscht Chloe Gong diese Rollen geschickt, was ich grandios finde. Teilweise hatte ich noch meine Probleme mit dem Schreibstil, aber ich habe mir dann schließlich eine englische Version des Buches ausgeliehen und hier war dieser dann doch deutlich flüssliger und hat besser gepasst. Also lag dies dann doch partiell an der Übersetzung.

Abschließend bleibt mir nur übrig zu sagen, dass es ein wunderbares Debüt einer jungen Autorin war und ich mich sehr auf ihre weiteren Werke freue. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für diesen ersten Teil.