Rezension

Spannung pur von Anfang bis Ende

Maistöcke - Bützer History - Britta Orlowski

Maistöcke - Bützer History
von Britta Orlowski

Bewertet mit 5 Sternen

Die 5-jährige Lena lebt mit ihren Eltern auf einem Kahn und befindet sich gerade in Bützer. Dort wird Annemarie, die Schwester von ihrem Spielkameraden Thure vermisst. Lena findet sie, im Wasser ... tot.

12 Jahre später kehrt Lena, die nun Levke, ihrem 2. Vornamen gemäß genannt wird, gemeinsam mit ihrem Mann Jochen Krömer nach Bützer zurück. Ihr Mann hat dort ein Haus, das Kapitänshaus. Kurz darauf stirbt er und hinterlässt Levke als Witwe. 
Levke hat keine Erinnerung mehr an die Geschehnisse von vor 12 Jahren, aber es gibt Momente, wo ihr Dinge oder Ereignisse bekannt vorkommen, die sie nicht zuordnen kann.
Sie lernt Thure kennen, der das Tagebuch seiner Schwester Annemie gefunden hat. In diesem findet er Andeutungen, der Silas, dem ehemaligen Freund seiner Schwester für ihn als Schuldigen am Tod seiner Schwester darstellt. All die Jahre hindurch hat er sie nie vergessen, denn er als Jüngster hatte zu seiner ältesten Schwester eine besondere Beziehung. Thure bittet Levke um Mithilfe, den Mörder, denn für ihn war es kein Selbstmord, zu finden.
Diese fühlt sich zu Silas, dem Mann mit den violett schimmernden Augen hingezogen und kann und will nicht glauben, dass er schuldig ist. Aber auch zu Thure entwickelt sich eine Art Zuneigung.
Dann geschehen weitere Morde und sie weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann...

Britta Orlowski, die ich von der St. Elwine-Reihe her kenne, hat sich hier in ein ganz anderes Genre begeben. Sie ist unter die Historiker gegangen und hat ihren Roman zum Ende des 19. Jh. in Bützer in Brandenburg angesiedelt.

Sehr gut recherchiert, sowohl was die örtlichen Begebenheiten angeht, wie auch die medizinischen Belange zu der damaligen Zeit, macht es wahrlich Spaß, gemeinsam mit den Protagonisten in diese Zeit abzutauchen.
Interessant war auch zu erfahren, dass Frauen, so sie nicht verheiratet sind und volljährig, immer einen Vormund benötigten, um Geschäfte abzuwickeln.

Der technische Fortschritt ist merklich auch nicht mehr aufzuhalten, sowohl was das Fahrrad oder das Auto angeht als auch Verbesserungen für eine Mühle.

Geschickt verbindet die Autorin die Morde mit dem zu der Zeit in London mordenden Jack the Ripper. Ist dieser etwa nun in Bützer gelandet und treibt dort sein Unwesen?

Britta Orlowski gelingt es mühelos, den Leser in die Geschichte und die Zeit hineinzuziehen. Sie baut von Beginn an Spannung auf und kann diese auch halten, bis man endlich weiß, wer für die Morde verantwortlich ist und die Frage beantwortet ist, ob die jetzt stattfindenden Morde mit dem Tod von Annemie im Zusammenhang stehen.

Es ist eine Geschichte voll Liebe und Hoffnung, aber auch voll Schuld, Schuldgefühlen, Rache, Hass und Verbitterung. 
Eine einmal gefasste Meinung über einen vermeintlich Schuldigen lässt sich schwer korrigieren und macht blind für offensichtliches.

Mit den Protagonisten konnte ich mich gut identifizieren, ihre Handlungen waren nachvollziehbar und glaubhaft.
Neben Levke, Thure und Silas war mir auch Jordis sehr sympathisch, die Kräuterfrau, die eine nicht unwesentliche Rolle spielte.
Sehr gekonnt hat die Autorin auch wieder ihr Markenzeichen, das Quilten, mit in die Handlung eingebaut. Da bekommt man doch regelrecht selbst Lust, die Nähmaschine aus der Ecke zu holen und loszulegen.

Ein sehr schöner Roman mit Liebe, Spannung und einigem Hintergrundwissen, den ich sehr gern weiterempfehle.