Rezension

sperrige Geschichte

Holunderherzen - Brigitte Janson

Holunderherzen
von Brigitte Janson

~~Nach dem Buch "Winterapfelgarten", das mir so gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf den neuen Roman "Holunderherzen" gefreut.

 Der Klappentext las sich gut: "Wilder Holunder. Ein Hof an der Ostsee und eine Frau auf der Flucht vor der Liebe". Und auch die ersten zwei Kapitel, die es als Leseprobe vorab gab, haben mein Interesse geweckt.

 Am Ende muss ich sagen, dass dieses Buch nicht so leicht herunter zu lesen ist. Die Figuren sind sperrig, zweifeln, denken viel, sind überhaupt nicht pflegeleicht.

 Da ist Anne, die von ihrem Traummann träumt und immer wieder enttäuscht wird. Ihr Catering-Unternehmen ist ihr Lebensinhalt, ihre Eltern betüddeln sie als wäre sie 14, nicht 40. Dabei wäre sie so gern glücklich an der Seite eines starken Mannes.

 Und da ist Tilly, ihre 70-jährige Tante, die an der Ostsee in einem Wohnwagen lebt im "Holunderdorf". Sie spürt zwischen sich und den anderen Menschen immer eine Wand, kann ihre Gefühle nicht äußern, ist mürrisch, teils sogar boshaft und doch sucht auch sie jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen kann.

 Als Anne wieder mal allein da steht, fährt sie zu ihrer Tante. Dort entdeckt sie den Holunder und macht ein Café auf, in dem sich alles um Holunder dreht. Doch auch die Liebe ist ein wichtiges Thema. Neben der Erkrankung ihrer Tante, die ein Puddinghirn hat, was sie sich und anderen aber nicht eingestehen will.

 Für mich war es kein Wohlfühlbuch, weil mir das Thema Alzheimer eher schwer im Magen liegt. Wie hier damit umgegangen wird, schildert meiner Meinung nach aber das Übliche, nämlich ignorieren, aushalten, hoffen. Schön fand ich die Sicht von Tilly, wie es ihr damit ergeht.

 Meine Lieblingsfigur ist Kyra, die Tochter des Dorfarztes, die mit 17 eine Weisheit in sich trägt, dann aber wieder einfach nur jung und dumm sein will.

 Ich bin hin und her gerissen, einerseits ein interessanter Roman mit kantigen Figuren, andererseits eben nicht die leichte Kost, die ich erwartet habe. Auch mit dem Ende bin ich zwie gespalten. Die Momente, in denen Anne etwas Übersinnliches fühlt bzw. Ahnungen hat, haben mich zudem eher gestört.

Winterapfelgarten war eher meins