Rezension

Spuren der Vergangenheit

Die Klinge des Glaubens -

Die Klinge des Glaubens
von Tom Melley

Bewertet mit 5 Sternen

„...Vergiss nie, du bist die Klinge des Glaubens, welche die faulen Auswüchse vom Leib unserer Mutter Kirche schneidet. Versage nicht...“

 

Mit diesen Worten schickt Kardinal Cencio Gabriel zu seinem nächsten Auftrag. Dem war eine Menge voraufgegangen. Gabriel, einst Messerwerfer bei den Gauklern, war von Kardinal Censio in seinen Dienst gestellt wurden. Heute würden wir ihn als Auftragsmörder bezeichnen. Damals war er speziell auf die Katharer angesetzt. Bei seinem letzten Auftrag allerdings hatte Herz über Verstand gesiegt. Er ließ den Bischof am Leben. Sind es dessen Worte, die ihn berührt haben?

 

„...Jeder hat in seinem Leben etwas erlebt, dass ihn so verändert hat, dass er nie wieder die Person werden kann, die er einmal war. Ich erkenne dennoch Gutes in Euch, es ist nicht zu spät...“

 

In Rom ist man darüber erzürnt. Nun geht es um sein eigenes Leben. Er soll einen abtrünnigen Templer finden und töten. Der wird des Mordes beschuldigt. Allerdings liegt der Mord fast 20 Jahre zurück.

Der Autor hat erneut einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Handlung setzt einige Jahre nach den letzten Buch ein und hat unmittelbar mit dieser Vergangenheit zu tun, wie die obigen Aussagen andeuten.

Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt für einen stellenweisen rasante Handlungsablauf. Gleichzeitig ist die ausführliche Recherche des Autors in jeder Zeile spürbar.

Während Gabriel sich Richtung Akkon begibt, kämpfen im Norden die Mitglieder des livländischen Ordens der Schwertbrüder gegen die Kuren. Außerdem gibt es Unstimmigkeiten zwischen dem Orden und dem Bischof über das Verteilen der Einkünfte und Landgewinne. Deshalb wird Hartung nach Rom geschickt. Unterwegs besucht er Walter von Westereck. Der langweilt sich auf seiner Burg und begleitet deshalb Hartung.

Gabriel versteht es, seinem Gegenüber die richtigen Fragen zu stellen. Viel Hoffnung hat er nicht, Spuren zu finden. Dann aber wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Plötzlich wird der Auftrag für ihn zu einem persönlichen Rachefeldzug.

Währenddessen kümmert sich Hartung um eine Audienz bei dem Papst. Rom ist teure. Trotzdem stellt Hartung fest:

 

„...Es nützt wenig, der reichste Mann auf einem Friedhof zu sein. Wir haben mehr bekommen, als zu erwarten war...“

 

Dann aber können sie Rom nicht schnell genug verlassen, denn sie erfahren von Gabriels Auftrag. Sie wissen, welchen Spuren er folgen wird.

Sehr gut beschrieben werden die Zustände in Rom, in Akkon, aber auch an der Ostseeküste. Die Kämpfe zwischen den vom Orden bekehrten Völkern und den Esten flammen immer wieder auf.

Walter ist zwar älter aber nicht weiser geworden. Er verbrennt sich zu gern den Mund. Oft redet er, bevor er darüber nachdenkt. So legt er sich mit Dietrich von Meißen an.

 

„...“Ich bin mir nicht sicher, ob ich das benötige“, versetzte Walter gelassen. „Euch Bauertölpel hole ich mit bloßen Händen vom Ross.“...“

 

Der Autor kann nicht nur spannende Kämpfe beschreiben und gekonnte Dialoge kreieren, er beherrscht auch den Umgang mit Metaphern bei der Wiedergabe der Naturschönheiten.

 

„...Wie ein Speer durchbrach ein Sonnenstrahl am Horizont überraschend die Wolkendecke. Eine rote Sonne quälte sich hindurch und zerfaserte in ein gelbgraues Himmelsgebirge...“

 

In Livland wird sich nicht nur ein Schicksal erfüllen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wurden die Unwägbarkeiten des Lebens zu einer fesselnden Handlung verknüpft. Eine sehr kurze Bemerkung am Schluss ließ in mir die Frage aufkommen, ob ich irgendwann wieder in die Welt des Ordens geführt werde.