Rezension

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Staatsfeind Nr. 1

Die Akte Baader - Stefan Schweizer

Die Akte Baader
von Stefan Schweizer

Bewertet mit 4 Sternen

was ist real, was fiktiv?

Stefan Schweizers biografischer Roman liest sich schnell, interessant und man fühlt sich atmosphärisch in die Zeit der 60er und 70er Jahre zurückversetzt. Er gibt v.a. Baader, aber auch Ensslin, Meinhof u.a. Persönlichkeit, schmückt ihre Charaktere aus, schafft Marotten und Macken.

"Andreas Baader ist eine der schillernden Figuren unter den deutschen Schwerverbrechern - seine Person, seine Taten und Verbrechen sind legendär. Während er bei manchen als Revolutionär und Freiheitskämpfer gilt, sehen viele in ihm einen eiskalten Mörder, der nicht vor schweren Bombenattentaten zurückschreckte, um die deutsche Demokratie zu bekämpfen. Es ranken sich viele Mythen um den Gründer der Roten Armee Fraktion (RAF)... Der biografische Kriminalroman umfasst anschaulich schildernd die wichtigen Stationen seines Lebens, damit die Leserinnen und Leser auf spannende Weise nachvollziehen können, wie Andreas Baader vom kleinen, vaterlosen bayrischen Buben zum Staatsfeind Nr. 1 in Deutschland werden konnte. .."

Immer wieder stellte ich mir beim Lesen die Frage, was Fiktion und was Realität ist, zumal ich schon div. Sachbücher über die RAF gelesen habe. Der Leser muss sich dies  ins Gedächtnis rufen. Es handelt sich tatsächlich um einen Roman, bei dem sich der Autor zwar an manche realen Geschehnisse gehalten hat, alles andere stammt jedoch aus Schweizers Feder. So begründet er auch die RAF-Gründung als Kneipen-Idee, die v.a. aufgrund von Baaders Narzissmus entstand. Baader strotzt in "Die Akte Baader" vor Selbstüberschätzung und Brutalität mit einem starken Hang zu div. Drogen, ohne jegliche politische Vision und Intellekt. Ähnlich erklärt Stefan Schweizer auch die Attentate und die Konstellationen der RAF-Mitglieder zueinander. Mir gefällt, dass er Baader entglorifiziert, macht es sich damit jedoch zu einfach und zeichnet m.E. ein zu banales Bild der RAF, umreißt zu wenig die politischen Umstände der Zeit. 

Da mir der Roman als solcher gut gefallen hat und einen Lesesog entwickeln konnte, gibt es von mir vier Sternchen.