Rezension

Stärken und Schwächen geben sich die Klinke in die Hand

Broken Things – Alles nur (k)ein Spiel -

Broken Things – Alles nur (k)ein Spiel
von Lauren Oliver

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe in den vergangenen Jahren doch deutlich weniger Jugendbücher gelesen, als das zuvor noch der Fall war und heute sind es dann oft Reihen, aber auch dann eher Fantasy oder Dystopien. Von Lauren Oliver nun einen Jugendthriller auszuprobieren, ist ein wenig aus dem Komfortzone ausbrechen, aber das muss auch mal sein. Hat sich der Ausflug denn gelohnt?

Ich fand die Idee hinter „Broken Things“ wirklich vielversprechend, denn die Jugend wird immer früher selbstständiger, zumindest hat man diesen Eindruck, weswegen ich vermeintliche Verbrechen und sonstiges Austesten von Grenzen als Thematik sehr interessant finde. Dennoch ist es mir unfassbar schwer gefallen, in die Geschichte hineinzufinden. Die Gründe dafür sind für mich nicht eindeutig greifbar, so dass vielleicht als Ergebnis zu nennen ist, dass es vielleicht einfach nicht mehr mein Genre ist und der Funke so nie völlig überspringen konnte. Aber ich finde es bei Büchern immer wichtig, dass man schon früh abgeholt wird. Ich verlange das nicht bei der ersten Seite, aber das letzte Drittel hilft definitiv nicht mehr.

Sicherlich nicht hilfreich waren die Auszüge aus dem Originalbuch zu Lovelorn, aber auch die Fanfiction von den drei Hauptfiguren. Diese sind wild durcheinander gewählt worden, so dass es für mich schwer zu packen war, worum es in dem Buch überhaupt geht. Auch die Einordnung, wie Mia und Brynn damals genau beschuldigt wurde, war für mich schwer nachzuvollziehen. Denn die Autorin gibt sich nicht wirklich Mühe, ein Gesamtbild dem Leser zu liefern. Das Zentrum ihrer Geschichte ist es, die persönlichen Entwicklungen von Mia und Brynn dazustellen. Das ist auch wirklich gelungen, denn durch die Damals-Perspektiven und das Jetzt ist das sehr schön mitzuverfolgen, auch wenn es in der Vergangenheit ebenfalls fies ist, dass es keine zeitliche Konstanz gibt. Wenn die Erzählung zwischen verschiedenen Perspektiven so stark hin- und herspringt, wäre ein festes Schema definitiv eine Orientierungshilfe. Aber ab davon ist die persönliche Entwicklung gut gelungen, zumal Mia und Brynn auch völlig unterschiedlich sind und beide auf ihre Art etwas zu erzählen haben.

Aber da ist auch noch Summer, die im Endeffekt die gesamte Handlung bestimmt. Sie ist längst tot, dennoch dreht sich alles um sie. Sie ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie alle um sie herum geworden sind und doch wer ist Summer überhaupt? Wenn eine einzelne Person so über allem schwebt, die Antwort auf alle Fragen ist, dann will ich sie auch besser verstehen können. Uns fehlt definitiv ihre Perspektive, denn wie sie teilweise durch Mia und Brynns Sicht dargestellt wird, da dreht sich alles in mir um und gleichzeitig wird das Bild gezeichnet, dass ich Mitleid mit ihr haben muss, weil sie doch nie geliebt wurde. Aber der Gedanke, dass sie es nicht anders verdient hatte, habe ich nicht abschütteln können, was ich als Endergebnis schade finde.

Die Thrillerelemente, oder nennen wir es eher Krimianteile, waren wieder gelungen. Wie die Jugendlichen gemeinsame Sachen machen und tief eintauchen, war definitiv ein spannendes Unternehmen. Ich fand auch, dass der Grad von Realität sehr gut getroffen wurde. Wenn ich an Serien wie „Die Pfefferkörner“ oder so denke, dann muss man doch oft das Äuglein kneifen. Das ist bei „Broken Things“ definitiv kein Problem und dazu hat auch hervorragend gepasst, dass es nicht darum ging, das Böse zu schnappen, sondern eine weitere Tragödie aufzudecken.

Fazit: „Broken Things“ macht einen Teil richtig, wenn es nämlich um die Ermittlungen und die persönlichen Entwicklungen geht, aber der andere Teil hat das Lesevergnügen ausgebremst. Das Gerüst dieses Buchs war leider zu durcheinander, weswegen alleine der Einstieg schon sehr schwer gefallen ist. Gerade die Zeitperspektiven und die Ausschnitte vor den jeweiligen Kapiteln waren zu durcheinander.