Rezension

Super Start einer neuen Thrillerserie

Stille blutet -

Stille blutet
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

Mit „Stille blutet“ wird eine neue Thriller-Serie um die junge Ermittlerin Serafina „Fina“ Plank mit ihrem fünfköpfigen Team der Wiener „Mordgruppe“ eröffnet.

Die Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just kündigt vor laufender Kamera ihre eigene Ermordung im TV an. Sie hat diese Meldung vom Teleprompter perplex, aber freiwillig abgelesen.
„Ein trauriges Ereignis droht demnächst die Medienlandschaft zu erschüttern. Eines der hoffnungsvollsten Talente der heimischen TV-Szene wird in Kürze tot aufgefunden werden. Ein Verbrechen wird man nicht ausschließen können. Bei dem Opfer handelt es sich um die siebenundzwanzigjährige Nadine Just.“
Diese junge, aufstrebenden Journalistin war ein karrieregeiles, menschenverachtendes, rachsüchtiges, zerstörendes Biest. „Sie hatte ausschließlich Feinde.“

Zwei Stunden später ist sie tot.

Eine wahrlich ungewöhnliche Situation, wenn eine Nachrichtensprecherin ihre eigene Ermordung ankündigt! Erst, nachdem viel zu spät die Live-Sendung abgebrochen wird, realisieren alle die tödliche Dramatik. Im Bad ihrer Garderobe wird die Leiche der Moderatorin gefunden. Fina und ihr Team tappen zunächst im Dunkeln. Der ersten Leiche folgt die zweite sogleich. In den sozialen Netzwerken kündigen unzählige Nutzer im Hashtag #inkürzetot ihren eigenen Tod an. Unter anderem wie der Blogger Gunther Marzik.

Wie sollen die Ermittler um Fina der Wiener „Mordgruppe“ zwischen einer echten Spur, einem schlechten Scherz oder schlichtem Fake unterscheiden?

Von Anfang an gerät Nadines Ex-Freund Tibor Glaser ins Zentrum der Ermittlungen, Inhaber einer Werbeagentur und Weiberheld. Alle Indizien sprechen gegen ihn und er wird verhaftet. Verzweifelt beteuert er seine Unschuld. Zu seiner Tollpatschigkeit kommt noch dazu, dass er immer am falschen Ort befindet, zur falschen Zeit.

Ursula Poznanski sorgt mit dem Auftakt ihrer neuen Thriller-Reihe für immense Spannung. Eine Mordserie und eine geheimnisvolle Stimme aus dem Off halten Wien in Atem. In einigen Kapiteln wendet sich diese unbekannte, mysteriöse Erzählerfigur, die selbst Teil der Handlung zu sein scheint, ohne dabei konkret aufzutreten, an uns.

Es ist eine Chronik eines angekündigten Todes. „Bisher hatte sie (Fina) Menschen nur auf gewaltfreie Weise verloren“ (S. 29) Oh, wie ist das schön.

„Immer auf die kleinen Dicken“: Fina hat es schwer in dieser männerdominierten Polizeitruppe, besondere mit dem Ungustl (umgangssprachlich, bayr-/österreichisch für unsympathischer, missgünstiger Mensch) Oliver, ein Frauenverächter.

Die zweite Erzählebene mit der unbekannten Stimme aus dem Off, gibt dem Thriller etwas Mystisches und mach ihn insgesamt zum Besten was Polanski je geschrieben hat. Die spannungsgeladene Erwartung, wann denn bricht der Verdächtige Tibor endlich zusammen und gesteht, ist ungeheuer, wüsste ich nicht, dass noch eine Klimax zu erwarten sei.

Noch dieses Jahr erscheint der zweite Band der Wiener „Mordgruppe“ mit dem Titel „Böses Licht“ - Mord im Burgtheater.