Rezension

Tanz ohne Fokus

Tanz des Vergessens - Heidi Rehn

Tanz des Vergessens
von Heidi Rehn

Bewertet mit 3 Sternen

"Tanz des Vergessens" ist mir eine Zeit lang immer wieder begegnet und da ich mich sehr für Romane aus der Zeit des 1. und 2. Weltkrieges interessiere, musste ich es schließlich kaufen.
Hierbei wurde ich auch mit Bezug zum Zeitgeschehen nicht enttäuscht, denn Heidi Rehn lässt die 1920er und 1930er Jahre gut recherchiert auferstehen und konnte mich mit den Schilderungen begeistern.
Der Klappentext selbst verrät nur wenig, allerdings hätte ich nach der Lektüre des Buches ebenfalls Probleme, einen aussagekräftigen Klappentext zu schreiben. Es geht um die Protagonistin Lou, die ihren Verlobten im Frühjahr 1919 verliert und lange Zeit in ihrer Trauer gefangen ist. Lou macht ihren Weg und entwirft Taschen, allerdings wird sie immer wieder durch Bekanntschaften auf einen anderen (schlechten?) Weg geführt.
In der Geschichte ist insgesamt unheimlich viel passiert, allerdings hat bei mir wenig der Handlung wirklich Eindruck hinterlassen. Das Thema Tanz ist sicher zentral und wird schön eingebracht. Das erste Drittel des Buches hat mir sehr gut gefallen und auch der Rest liest sich wirklich gut. Aber irgendwie waren es mir dann zu viele Wendungen und Verwicklungen, zu viele Personen...und Lou war mir leider einfach nicht sympathisch. Sie wirkte häufig zu naiv, zu leicht manipulierbar und ich habe nicht so richtig mit ihr gefiebert. Ihre Gedanken wurden teilweise geschildert, dann aber auch länger wieder nicht, sodass man ihre Sicht nicht durchgängig erleben konnte.

Insgesamt eine solide Geschichte, die für mich aber zu viele Wendungen und Verwicklungen hatte und insgesamt leider wenig Fokus auf einen bestimmten Handlungsstrang erkennen ließ.
Positiv möchte ich noch das Nachwort der Autorin hervorheben, das mir sehr gefallen hat. Auch die Idee, die Figuren aus ihrem vorherigen Roman (den ich gerne noch lesen möchte, allein schon aufgrund der guten Darstellungen der damaligen Zeit), in dieser Geschichte kurz erscheinen zu lassen, fand ich gelungen!