Rezension

Tiefe Abgründe

Im Unterholz -

Im Unterholz
von Sara Strömberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zuerst besticht das Buch schonmal durch seine schöne Gestaltung. Der knallgelbe Buchschnitt sieht toll aus, passt aber eigentlich so gar nicht zum Buch.
Denn die Handlung des Buches kann man nur als düster bezeichnen. Wirklich düster. Sympathische Figuren sucht man hier eigentlich vergeblich. Am ehesten noch Hauptperson Vera, die zwar auch mit sich, dem Leben, dem Alter hadert, die aber von ihrer Neigung zum rumschnüffeln ( typisch Journalistin eben) angetrieben wird einen Mordfall nicht nur zu recherchieren, sondern auch zu lösen.
Der Krimi ist definitiv spannend, obwohl er sehr langsam erzählt wird. Flott wird es nie. Dafür taucht man tief in die schwedische Jämtlandgegend ein. Überrascht las ich übrigens im Nachwort das die Autorin das Buch als Liebeserklärung an Menschen und Gegend versteht.
Das kann ich persönlich kaum nachvollziehen, da für mich die Figuren quasi alle sehr unsympathisch waren. Abgründe pur. Teenager ohne Unrechtsbewusstsein, Frauen Schläger, eine absolut gestörte Soziopathin, von sich eingenommene Narzissten, reihenweise versoffene, gestrauchelte, gebrochene Menschen. Ganz, ganz unten.
Sozusagen tief " im Unterholz".
Und Vera ist da eigentlich auch keine große Ausnahme. Zumindest auf dem Weg dahin befand sie sich auch.
Die Geschichte lässt einen schockiert und zwiegespalten zurück. Wirklich Mitgefühl oder Verständnis will bei mir auf keiner Seite aufkommen. Dafür hatten die alle zu viel wirklich schlimme Sachen auf dem Kerbholz.
Was mich übrigens beim lesen gestört hat ist Veras Fixiertheit auf ihren Unterleib. Ja, ich weiß: sie hadert mit ihrer Kinderlosigkeit und ihrem Alter. Aber ich brauche keine näheren Beschreibungen vom Pinkeln oder scharf werden ( außer es wäre wichtig für die Handlung, SO fand ich es einfach nur eklig).
Trotz allem fand ich das Buch spannend und freue mich schon auf Veras nächsten Fall. Mal sehen wie sie sich weiter entwickelt (oder auch nicht) und was für Abgründe sich noch auftun.