Rezension

Tiefgründiger und bewegender historischer Roman

Die Zeit der Töchter - Katja Maybach

Die Zeit der Töchter
von Katja Maybach

Bewertet mit 5 Sternen

Deutschland in den 1950er Jahren: Der Krieg ist überstanden, doch immer noch ist Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und Hass gegenüber Flüchtlingen alltäglich.
Das macht den beiden Cousinen Antonia und Anna, die in München zusammen wohnen, sowie ihren Müttern Vivien und Maria, die Flüchtlinge aufgenommen haben, schwer zu schaffen.
Darüber hinaus haben sie auch alle mit ihrer eigenen Geschichte zu kämpfen und müssen schauen, wie sie sich beruflich und privat etablieren können…

Meine Meinung:
Ich bin von Anfang an sehr gut in den Roman hineingekommen und war sofort von seiner Tiefe fasziniert, auch wenn mir die Vielzahl der handelnden Personen zunächst etwas unübersichtlich vorkam. Doch dieses Gefühl der Unübersichtlichkeit hat sich schnell gelegt und ich habe die Lektüre dieses wunderbaren anspruchsvollen Romans dann einfach nur noch genossen.

Der Roman gibt ein sehr fundiertes und gutes Bild der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, so dass man den Alltag der Menschen, aber auch ihre Sorgen und Nöte sowie ihre Traumatisierungen und Ängste gut nachvollziehen kann (sofern das möglich ist). Man merkt, dass die Autorin sehr gut und gründlich recherchiert hat, auch wenn sie nicht mit ihrem Wissen protzt, sondern es ganz „nebenbei“ und sehr authentisch einfließen lässt.

Die handelnden Personen haben alle ihre Geschichte und ihre Beweggründe und Motivationen, die man im Laufe der Handlung mehr und mehr kennen und schätzen lernt. Die Entwicklung der Hauptpersonen hat mir sehr gut gefallen, weil ich sie schlüssig und logisch fand.

Vor allem aber hat mich der Roman sehr bewegt, denn die fremdenfeindlichen und rassistischen Ansichten vieler Menschen nach dem Krieg finden wir ja erschreckenderweise heute auch wieder in der Flüchtlingskrise oder den hohen Gewinnen der AfD! Das Thema ist so aktuell wie eh und je und daher finde ich den Roman umso erschreckender. Nicht genug, dass Deutschland zwei Weltkriege angezettelt und sich des Genozids schuldig gemacht hat, auch in den 1950er Jahren gab es genug Menschen, die nach wie vor gegen Flüchtlinge, gegen Juden, gegen Schwarze und sowieso gegen alles Fremde eingestellt waren.
Die sehr eindrückliche Darstellung anhand des konkreten Schicksals einzelner Menschen hat mich tief berührt und bewegt.

Fazit:
Wieder ein toller Roman von Katja Maybach, der sich nicht hinter den vorherigen Werken verstecken muss. Die Geschichte wird tiefgründig und fundiert sowie sehr berührend und bewegend erzählt. Klare Empfehlung!