Rezension

Toller Auftakt!

Der Knochensplitterpalast -

Der Knochensplitterpalast
von Andrea Stewart

Zum Cover: Das Cover zeigt den Torbogen eines Palasteingangs und einen Schlüssel im Vordergrund, was ganz passend ist, da ein Großteil des Romans davon handelt, wie Lin mit verschiedenen Schlüsseln im Palast auf die Suche nach Knochensplittern geht. 

Vorab - Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Für mich war er ein willkommenes Highlight, nachdem ich meinen letzten zwei Lektüren jeweils 3 - 3,5 Sterne Bewertungen gegeben habe. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen und sowohl das Inselreich als auch die Knochenmagie haben mich total interessiert. Besonders die Kapitel von Lin und Jovis habe ich sehr gerne gelesen. Mephi, Jovis tierischer Begleiter hat mich genauso fasziniert wie unterhalten. 

Das Magiesystem, welches wir kennenlernen ist die Knochenmagie, welche von der Kaiserfamilie ausgeübt wird. Zu Beginn war mir die Welt etwas fremd und noch nicht ganz zugänglich, da ich nicht ganz verstanden habe, ob es neben der Knochenmagie noch andere Magie gibt, und welche "Wesen" in dieser Welt normal sind- und welche nicht. Die Bewohner sprechen oft von sogenannten Seeschlangen, die angeblich existieren. Und als der Schmuggler Jovis ein merkwürdiges Tierchen aus dem Wasser fischt, war mir zuerst nicht ganz klar, ob er sich stärker darüber wundern sollte- oder ob das einfach ganz normal ist. 

Für mich eine große Überraschung: Die Geschichte wurde aus insgesamt fünf Perspektiven geschrieben, nicht nur von Lin, wie es im Klappentext klingt, sondern auch von den Charakteren Jovis, Sand, Phalue und Ramani.

Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten mich im Magiesystem der Welt zurecht zu finden, weil mir nicht klar war, ob nur die Knochenmagie in dieser Welt existiert, oder eine weitere. Außerdem war mir das Konzept und die Geschichte rundum die Alanga noch etwas verworren- da ich nur verstanden hatte, dass sie eine alte Gefahr waren, aber was sie genau waren, habe ich zuerst nicht verstanden. Dann bin ich aber in die Geschichte eingestiegen und durch Lins Wiedererlernen der Knochenmagie, lernen auch wir die Magie genauer kennen. Etwas schade war hierbei, dass ich das Gefühl hatte, dass uns die Autorin hier manchmal nicht ganz mitgenommen hat. Tatsächlich liest Lin nämlich ihr Tagebuch teilweise zwischen den Kapiteln, und perfektioniert auch ihre Magie teilweise während der Kapitel der anderen Charaktere, sodass für uns Leserinnen und Leser doch teils größere Sprünge passieren, bis wir sie wiedersehen. Das hat mich tatsächlich doch etwas verwirrt- denn in einem Kapitel sagt Lin, dass sie priorisieren muss und daher statt ihr Tagebuch zu lesen, doch erst das Knochensplitteralphabet lernt, im nächsten Kapitel beantwortet sie dann jedoch die Frage ihres Vaters mit einer Info aus ihrem Tagebuch- da war ich dann doch überrascht, dass sie das Tagebuch "ohne uns" aufgeschlagen hat... 

Die Geschichte hatte durchgängig ein schnelles Erzähltempo und es ist viel passiert. Von einer untergehenden Insel , einem Schlüsseldiebstahl, zu einem Treffen mit Rebellen - es war sehr viel Spannung dabei. Die Spannung fesselt den Lesenden auch bis zum Ende, auch wenn es mir hier teilweise schon fast etwas zu schnell ging. Vor allem, da es kein Einzelband ist, sondern eine Reihe- hier hätte sich Andrea Stewart etwas mehr Zeit lassen dürfen. Hier bin ich gespannt, wie es in der Fortsetzung weiter gehen wird. 

Besonders gefallen hat mir an der Geschichte, dass die unterschiedlichen Erzählweisen gut nebeneinander herlaufen und dann auf gut umgesetzte, aber auch unerwartete Weise aufeinander treffen. Ich fand es super, dass es neben Lin noch die anderen Charaktere gab, sodass wir auch andere Inseln kennenlernen und auch mal aus dem Palast herauskommen, denn die Stimmung im Palast, nur mit dem Kaiser und den Konstrukten war schon etwas erdrückend. Da haben Jovis, Mephi und ihre verrückten Abenteuer doch für etwas ausgelassenere Stimmung gesorgt. 
Ramanis und Phalues Handlungsstrang fand ich zwar interessant, um die Entwicklungen im Volk und bei den Rebellen kennenzulernen, allerdings fand ich ihre Beziehung nicht ganz so glaubhaft. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden sich- gerade zu Beginn-etwas im Kreis gedreht haben und ihre Liebesgeschichte nicht ganz "echt" wirkte, da sie irgendwie immer aneinander vorbei geredet haben und sich irgendwie nicht ganz richtig akzeptiert haben. Obwohl Phalue und Ramani nicht meine Lieblingscharaktere waren, fand ich es doch super, dass durch sie auch LGBTQ+ -Charaktere im Roman repräsentiert wurden. 

Ich würde den Roman weiterempfehlen und freue mich auf die Fortsetzung!