Rezension

Toller Auftakt mit noch etwas Luft nach oben

Stadt in Angst - John Matthews

Stadt in Angst
von John Matthews

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt

1891, November in New York
Die Prostituierte Camille wird in den dunklen Gassen New Yorks brutal ermordet. Gleichzeitig trifft ein Brief bei der "Times" ein, der die Vermutung nahelegt, dass Jack The Ripper wieder zugeschlagen hat.
Sir Thomas Colby, der die Ripper-Morde in London über Jahre verfolgt hat, schickt seinen besten Studenten in die Metropole, um der Polizei bei der Aufklärung zu helfen: Finley Jameson. Zusammen mit Joseph Argentini macht er in den korrupten Straßen Jagd auf den brutalen Mörder, der ein perfides Spiel mit dem Ermittlerduo treibt, denn beide haben ein dunkles Geheimnis, das sie vor der Öffentlichkeit verbergen wollen.

Meine Meinung

Auf dieses Buch hab ich mich sehr gefreut, denn historische Kriminalfälle finde ich besonders spannend, weil man gleichzeitig auch in eine ganz andere Zeit eintauchen kann. Das hat der Autor hier auch wunderbar umgesetzt, weil man von der ersten Seite an in die düsteren Atmosphäre eintaucht, was mich ein bisschen an den Film "From Hell" erinnert hat. Vor allem New York ist noch ein Neuland für mich, da die meisten Krimis, die ich gelesen habe, in London spielen. Der Schreibstil ist auktorial aus verschiedenen Perspektiven und an die damalige Zeit angepasst ohne überzogen zu wirken. Flüssig zu lesen - aber man sollte sich mit dem Buch Zeit lassen, damit es wirken kann.

John Matthews streut viele Details in die Handlung ein, die die Kulisse beleben. Die Kutschenfahrten mit den "Hansoms", die elektrischen Straßenbahnen, die noch ganz ungewohnt sind, die geduldeten Opiumhöhlen, die schlimmen Viertel, in denen Prostitution, Gewalt und Korruption herrscht und die feinen Gentleman mit Bowler, die mit ihren Damen flanieren. Man bekommt einen sehr guten Eindruck und ich hab mich direkt in diese Zeit hineinversetzt gefühlt!

Der Zeit entsprechend waren die Charaktere für mich etwas ungewöhnlich, aber sehr gut dargestellt.
Finley Jameson ist erst seit kurzem von London nach Amerika gezogen, zusammen mit seinem Assistenten Lawrence. Teilweise wirkt er distanziert und launisch, ist aber auf dem Gebiet der Kriminalanalyse ein Wegbereiter. Er trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, vor dem er schon seit Jahren mit dem Genuss von Laudanum flieht. Der Umgang mit ihm ist nicht immer einfach, was die Zusammenarbeit mit Detective Joseph Argenti nicht leicht macht.
Joseph ist verheiratet und hat drei Kinder, ein eher gesetzter, zielstrebiger Mann, der die Probleme an der Wurzel packt. Doch er muss nicht nur einen Mörder jagen, er hat auch einen korrupten Kollegen am Hals, der nichts unversucht lässt, um die Ermittlungen und den damit zusammen hängenden Erfolg an sich zu reißen.
Auch die Nebenfiguren waren alle sehr individuell, ich hätte mir aber noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht. Obwohl jede von ihnen einen greifbaren Eindruck gemacht hat, kam ich vor allem auch an die zwei Hauptprotagonisten noch nicht richtig dran. Was sich aber im Laufe der Reihe noch ändern kann, es ist halt einfach noch ein bisschen Luft nach oben :)

Oft werden unnötige Abläufe gekonnt übersprungen, dagegen wiederum manche kleine Szenen etwas umständlich beschrieben. Insgesamt war es aber durchwegs fesselnd und es gab viel Abwechslung. Die Finte, die der Autor hier gelegt hat, war mir zwar etwas zu durchschaubar, hat der Spannung aber nicht geschadet. Das Ende lässt noch einige Möglichkeiten offen und ich freue mich, dass es noch einen weiteren Band geben wird!

Wer ein Fan von der historischen Krimireihe Timothy Wilde von Lyndsay Faye ist, dem wird "Stadt in Angst" auch gefallen :)

Fazit

Ein sehr authentischer Kriminalfall im New York des 19. Jahrhunderts, der mich vor allem mit seiner lebendigen Atmosphäre und der düsteren Stimmung gefesselt hat. Auf jeden Fall zu empfehlen!

© Aleshanee
Weltenwanderer

Finley Jameson & Joseph Argenti

1 - Stadt in Angst
2 - (im Original: Diary of a Murderer)