Rezension

Toller, bewegender Roman über eine starke junge Frau im 19.Jh.

Jane Eyre - Charlotte Brontë

Jane Eyre
von Charlotte Bronte

Bewertet mit 4 Sternen

"Keiner Frau bringt es Gutes, wenn sie von ihrem Vorgesetzten umschmeichelt wird, der unmöglich ernsthaft daran denken kann, sie zu heiraten."

Charlotte Brontë erlangte im Jahre 1847 mit diesen Roman über eine starke und nach Unabhängigkeit strebende Frau ihren literarischen Durchbruch. Sie beschreibt die Geschichte vom Waisenkind Jane Eyre, die bei ihrer hartherzigen Tante aufwächst und anschließend in die Mädchenschule von Lowood geschickt, eigentlich sogar "abgeschoben" wird. Dort verbringt sie mehrere Jahre unter extrem harten Bedingungen und Entbehrungen. Schließlich geht sie als 18Jährige ihren Weg und tritt eine Stelle als Gouvernante bei Mr. Rochester in Thornfield Hall an. Endlich beginnt für Jane Eyre eine Zeit von Freuden, Wohlergehen und der ersten, innigen Liebe. Doch diese wird durch ein dunkles Geheimnis in Thornfield Hall überschattet und Jane werden weiterhin große Steine in den Weg gelegt...

Charlotte Brontë ist eine wunderbare Erzählerin. Was sie erzählt und beschreibt, hat sie mit Hingabe und Leidenschaft getan. Das spüre ich als Leser in jeder Zeile.  Wunderbar beschreibt sie die jeweiligen Orte, an denen Jane sich befindet, die Landschaft und besonders auch die Personen. Es fällt mir leicht, alles und jeden vor meinem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Die Sprache ist natürlich etwas älter und doch fesselt sie sehr und wirkt in keiner Weise "altbacken". Die Geschichte der Jane Eyre ist eine sehr aufwühlende, berührende und spannende Geschichte zugleich. Häufig flechtet Charlotte Brontë Betrachtungen im Hinblick auf die Rolle der Kirche ein, welche damals noch besonders gewichtig gewesen ist. Diese Betrachtungen - insbesondere in den späteren Szenen mit St.John - haben mich sehr bewegt. Aber auch die sanfte, sich vorsichtig und langsam entwickelnde Liebesgeschichte ist etwas sehr besonderes.

Kleiner Kritikpunkt: manches Mal sind mir die Beschreibungen und Erzählungen etwas zu ausufernd gewesen. Ich habe hier und da das Gefühl gehabt, man hätte durchaus kürzen können und so habe ich einzelne Stellen als etwas langatmig empfunden. Und ehrlich: mit seinen über 650 Seiten hätte es dem Roman wohl kaum weh getan ;-)

Fazit: Ein schöner, einfühlsam geschriebener, tiefgründiger und bewegender Roman über eine starke junge Frau, die es schafft, unter schwierigsten Bedingungen ihren Weg zu gehen, eine Frau, die an das Leben glaubt und an die Liebe. Einige Längen, die ein bisschen meinen Lesefluß gehemmt haben, ändern nichts daran, dass Jane Eyre zu einer Lieblingsfigur der Literatur für mich geworden ist!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 10. Juni 2015 um 21:43

Ich habs nie gelesen, glaub aber, dass es hübsch ist, wenn mir auch die Gouveranten, die nachher den Gutsherrn heiraten (wenigstens habe ich solche Bücher zu Dutzenden gelesen als Jugendliche) - heute auf die Nerven gehen.

Naibenak kommentierte am 11. Juni 2015 um 12:21

*kicher*...ich habe sowas zum Glück nicht inhaliert früher :D Aber ich kann Dich beruhigen, Jane Eyre empfinde ich als extrem unkitschig. Wirklich lesenswert!

katzenminze kommentierte am 09. Februar 2016 um 15:59

Wie? Du hast dutzende solche Bücher gelesen aber NICHT dieses? Wie hast du das denn gemacht? ;) Ich lieeebe ja Jane Eyre. Aber ich habe es nicht als Jugendliche gelesen und glaube auch, dass das hier mein erstes Gouvernanten-und-Gutsherren-Buch war. Vielleicht macht es das besser. :)