Rezension

Toller Fantasyroman mit mythologischem Hintergrund

Feuer der Götter - Stefanie Simon

Feuer der Götter
von Stefanie Simon

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar!

Inhalt:

Royia gehört zum Stamm der Chacu. Sie leben im Dschungel, weit oben im Lichtwald wandeln sie in den Baumwipfeln und nie betritt einer von ihnen den Unterwald. Seit seiner Geburt ist Royia auf diesen einen Tag vorbereitet worden – er ist auserwählt, denn sein Blut schimmert wie flüssiges Feuer. Er stammt vom uralten Lavavolk ab und wird den Platz von einem der 14 Götter einnehmen, die im Bergpalast über die Welt wachen.

Doch bevor er diesen Gang antreten kann, erreicht ihn eine geheime Botschaft: „Das Leben im Licht ist eine Lüge.“ Eine Lüge.

Die Zweifel treiben Royia fort, fort von seiner Heimat, seiner Bestimmung.

 

Er trifft auf die junge Stadtfrau Naave. Ihr Hass vor ihm, dem „Feuerdämon“, lässt die Angst verschwinden und ihr einziger Gedanke ist, diesen unheimlichen Waldmenschen an den Tempel auszuliefern. Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie schon einmal ein Feuerdämon in die Stadt gekommen ist – der Geruch des Feuers ist noch in ihrer Nase und die Schreie ihrer Mutter, die in den Flammen umgekommen ist, hallt in ihren Ohren nach. Aber die Belohnung, die sie vom Tempel für die Auslieferung erwartet, ist nicht das, was sie sich erhofft hat …

Meine Meinung:

Der Anfang hat mich etwas verwirrt durch die vielen exotischen Namen, die mich an die Azteken oder Maya erinnern. Auch die Tier- und Pflanzenwelt besticht durch außergewöhnliche Namen, an die ich mich erst gewöhnen musste. Allerdings sind sie so gewählt, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann.

Bei den Waldvölkern und bei den Städtern geht es rau zu. Das Leben vieler besteht aus Armut, Leid oder Schmerzen. Sie leben streng nach ihrer Religion und die Priester stehen in einer hohen Gunst. Von Royias Stamm erfährt man nicht viel, nur der Glaube an die 14 Götter, die die 14 Monde symbolisieren  und den Gott-Einen, der über allem steht, ist in seiner Welt allumfassend.

Auch die Städter glauben an diese Religion, doch wie so oft richtet sich das Leben dort eher nach Habgier, Neid und der Kraft des Stärkeren. Naaves Welt wird hier sehr lebendig beschrieben.

„Die Stadt und die Verderbtheit. Das war eins.“ S. 125

Neben der objektiven Sichtweise wird auch immer wieder zwischen Royia und Naave abgewechselt. So kommt man den beiden näher und spürt, was in ihnen vorgeht und wie sehr sie mit ihren Gefühlen kämpfen und aus welchen Motiven heraus sie handeln. Die Entwicklung der beiden ist für die Handlung bestimmend, sehr eindringlich und faszinierend.

„Sie war in diesem Moment nur ein ängstliches Wesen und nicht dieser Giftstachel, der ihm seit Tagen das Leben schwer machte.“ S. 155

Ein besonderer Schreibstil, in dem man sich aber gut einlesen kann. Allerdings gab es manchmal abrupte Sprünge, die mich etwas irritiert haben und ich einen Moment überlegen musste, was da gerade passiert war. Trotzdem war die Handlung durchweg spannend und mitreißend. In der Hälfte gab es für mich einen kleinen Durchhänger, der sich aber wieder erholt und gegen Ende in einen überraschenden und tragischen Schluss gesteigert hat.

Fazit:

Insgesamt eine außergewöhnliche und spannende Geschichte, verwoben mit einer altertümlichen Mythologie und einem tiefgründigen, nachdenklichen Ende. Vor allem die Entwicklung der beiden Protagonisten hat mich berührt. Die Aufklärung am Schluss kam für mich etwas unvermittelt, da die Frage, die sich Royia am Anfang stellen musste, für mich im Verlauf zu weit in den Hintergrund gerückt ist.

© Aleshanee